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DOI: 10.1055/s-2004-829391
Katheterinterventionen bei Herz- und Gefäßfehlbildungen im Neugeborenenalter
Fragestellung: In den letzten Jahren sind nahezu alle angeborenen Herz- und Gefäßfehlbildungen einer Behandlung zugänglich geworden. Neben der operativen Therapie spielen auch auch bei Neugeborenen katheterinterventionelle Eingriffe eine immer größere Rolle. Das Spektrum dieser Interventionen im Neugeborenenalter sowie deren Ergebnisse und Komplikationen soll dargestellt werden.
Methodik: Retrospektive Analyse aller versuchten therapeutischen Katheterinterventionen im Neugeborenenalter (1. bis 30. Lebenstag) im Zeitraum 01/2000 bis 12/2003 in einem Herzzentrum. Auswertung nach Durchführbarkeit der Untersuchung, Art der Prozedur, prozeduralem Erfolg und Komplikationen.
Ergebnisse: Von 697 Katheterinterventionen im Vierjahreszeitraum erfolgten 94 (13%) im Neugeborenenalter. Die Eingriffe erfolgten vom ersten bis zum 30. Lebenstag, (Median 2. Lebenstag). Das Gewicht der Patienten betrug 1,3 bis 4,7kg (Median 3,2kg). Die Körperlänge betrug 38 bis 58cm (Median 50cm). Eine Katheteruntersuchung war bei allen Patienten möglich. Die Prozedurdauer betrug 15 bis 198min (Median 50min). Die Durchleuchtungszeit betrug 0 bis 50min (Median 6,0min). Die Strahlungsdosis betrug 0 bis 432 cGycm2 (Median 38 cGycm2). Bei 3 Patienten erfolgten gleichzeitig 2 Interventionen. Die beabsichtigten Eingriffe waren 52 Ballonatrioseptostomien (alle durchführbar), 29 Klappenerweiterungen (3 (10%) nicht durchführbar), 15 Gefäßdilatationen, davon 5 mit Gefäßstützenimplantation (alle durchführbar) und 1 therapeutischer Gefäßverschluss. Bei den 3 nicht durchführbaren Klappenerweiterungen handelte es sich um atretische Klappen, deren Eröffnung nicht gelang.
Bei drei Patienten (6%) mussten Ballonatriosteptostomien wiederholt werden. Bei vier von 26 Klappendilatationen (15%) wurde dennoch eine Operation erforderlich. Drei von 15 Gefäßdilatationen (ohne Gefäßstütze) (20%) waren nicht erfolgreich.
Zwei Patienten mit komplexen Herzfehlern verstarben trotz erfolgreicher Intervention. Komplikationen: ein Todesfall durch cerebrale und myokardiale Blutung (1%), ein Femoralarterienverschluss (interventionell rekanalisiert), eine behandlungsbedürftige Arrhythmie, 12 transfusionsbedürftige Anämien (12%).
Schlussfolgerungen: Ausgewählte Katheterinterventionen sind auch bei Früh- und Neugeborenen mit guten Ergebnissen und vertretbarer Komplikationsrate durchführbar. Dadurch können Herzoperationen vermieden oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, die präoperative Situation stabilisiert oder postoperative Probleme behandelt werden.