Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 183
DOI: 10.1055/s-2004-829388

Quantitative Messung der Gesamthirndurchblutung bei Früh- und Reifgeborenen mit Ultraschall: eine zuverlässige Methode?

S Ehehalt 1, M Kehrer 1, R Goelz 1, C Poets 1, M Schöning 1
  • 1Abt. Neuropädiatrie und Entwicklungsneurologie, Abt. Neuropädiatrie, Abt. Neonatologie (Tübingen, Deutschland)

Einleitung: Hirndurchblutung kann quantitativ mit Ultraschall gemessen werden. Vor kurzem konnte mit dieser nicht-invasiven Methode erstmals die Entwicklung der Gesamthirndurchblutung (CBFV) bei gesunden Früh- und Reifgeborenen beschrieben werden: CBFV stieg zwischen einem Gestationsalter von 32 und 42 Wochen von 27±7ml/min bis 89±21ml/min kontinuierlich an.

Fragestellung: Zur Klärung der Frage der Reliabilität solcher Hirndurchblutungsmessungen führten wir eine prospektive Interobserver-Reproduzierbarkeitsstudie durch.

Methodik: 32 gesunde Früh- und Reifgeborene (18 weiblich) mit einem aktuellen Konzeptionsalter von 32+0 bis 42+0 Wochen (Median 37+6) wurden von zwei gegeneinander geblindeten Untersuchern sequentiell in randomisierter Reihenfolge untersucht. Ein 10,0-MHz Linearschallkopf eines Computersonographiegerätes (Acuson 128 XP10) wurde eingesetzt. Die mittleren gewichteten Flussgeschwindigkeiten (TAV) und die Gefäßdurchmesser wurden in den inneren Karotiden und den Vertebralarterien beider Seiten bestimmt und daraus die jeweiligen Flussvolumina (FV) berechnet. Die Summe der FV der vier hirnversorgenden Arterien ergibt die Gesamthirndurchblutung.

Ergebnisse:

  • Die für die Gesamtgruppe (n=32) ermittelten CBFV-Werte betrugen bei Untersucher A im Mittel (±SD) 62,6±20,6ml/min, bei Untersucher B 62,1±21,2ml/min.

  • Der relative Unterschied der CBFV-Werte betrug 4,5±3,2%.

  • Der Interobserver-Variationskoeffizient der CBFV-Mittelwerte lag bei 6,3%.

  • Der Intraklassen-Korrelationskoeffizient der Messreihen betrug 0,98.

  • Bei der Darstellungsform nach Bland und Altman lag die mittlere Differenz bei 0,5ml/min und die doppelte Standardabweichung der Differenz bei 7,9ml/min.

Schlussfolgerung: Die CBFV-Mittelwerte beider Untersucher stimmten in einem sehr engen Bereich überein. Die CBF-Volumetrie kann somit als zuverlässige Methode angesehen werden. Ein Methodenvergleich ist nicht möglich, da keine andere Technik der Hirndurchblutungsmessung an Neugeborenen in ähnlicher Weise getestet wurde. Diese bettseitig durchführbare, nicht-invasive Methode bietet sich sowohl für den klinischen Einsatz als auch für weitere wissenschaftliche Untersuchungen an.