Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 178
DOI: 10.1055/s-2004-829383

Translokation von Staphylokokkus aureus (SA) in den Trachealbaum – relevant für die kinderkardiochirurgische Intensivtherapie

C Bernhardt 1, L Zabel 1, R Knies 1, L Sieverding 1, J Breuer 1
  • 1Uni-Kinderklinik, Medizinische Mikrobiologie (Bonn, Tübingen, Deutschland)

Fragestellung: In etwa einem Drittel der Menschen ist der Nasen-Rachenraum mit Staphylokokkus aureus (SA) besiedelt. Unter Intensivbedingungen ist die Translokation von diesen SA in den Trachealbaum ein bekanntes Phänomen, dessen Relevanz jedoch umstritten ist. Daher wollten wir an unserem Kollektiv von Kindern nach herzchirugischen Eingriffen die klinischen Auswirkungen einer Translokation von SA aus dem Nasen-Rachen-Raum in den Trachealbaum überprüfen.

Methodik: Bei 158 Patienten wurde bei der Aufnahme für den herzchirurgischen Eingriff ein Abstrich des Nasen-Rachen-Raumes sowie unmittelbar postoperativ Trachealsekret gewonnen und mikrobiologisch aufbereitet. Der klinische Verlauf der Patienten wurde analysiert.

Ergebnisse: 38% unserer Patienten wiesen bereits präoperativ eine Besiedlung des Nasen-Rachen-Raumes mit SA auf, 43% dieser Patienten zeigten postoperativ eine Besiedlung des Trachealbaumes mit SA. Bei 5 dieser Patienten gelang ein Vergleich des aus dem Nasen-Rachenraum und aus dem Trachealbaum gewonnenen SA mittels Phagenlysotypie. Dabei zeigte sich eine komplette Übereinstimmung der Phagenlysotypiemuster bei 4 Patienten und eine nur partielle Übereinstimmung bei 1 Patient.

Insgesamt lies sich bei 20% aller Patienten postoperativ SA im Trachealsekret nachweisen. Es fand sich kein statistisch signifikanter Unterschied der beiden Gruppen hinsichtlich Beatmungsdauer, Dauer der Intensivtherapie oder bei der Reintubationsrate. Ebensowenig erhielten die mit SA besiedelten Patienten häufiger Antibiotika, die über die routinemäßig verabreichte perioperative Prophylaxe hinausgingen. Die Mortalität war gegenüber der SA-negativen Gruppe erniedrigt (3,1% vs. 8,7%). (Neugeborene waren in nur 6% der SA-positiv, stellten aber ein Kollektiv mit einer deutlich erhöhten Mortalität dar; 58% der Patienten, die verstarben, waren Neugeborene!)

Schlussfolgerung: In einem hohen Prozentsatz von Kindern, bei denen präoperativ eine Besiedlung des Nasen-Rachen-Raumes mit SA erkennbar wird, lässt sich postoperativ dieser Keim auch im Trachealbaum nachweisen. Gegenüber anderen Risikofaktoren, wie Alter bei Operation oder Komplexität des Herzfehlers bzw. der durchgeführten Operation spielt dieser Befund allenfalls eine nur untergeordnete Rolle.