Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 174
DOI: 10.1055/s-2004-829379

Sepsistherapie mit Protein C im Kindesalter

B König 1, M Müller 1, M Radke 1
  • 1Klinikum Ernst von Bergmann (Potsdam, Deutschland)

Protein C ist ein natürliches, gerinnungshemmendes Enzym und neben AT III der wichtigste Antagonist der Thrombinbildung. Es wirkt somit antithrombotisch, zusätzlich profibrinolytisch und antiinflammatorisch. Diese Eigenschaften prädestinieren Protein C für den Einsatz bei mit sekundärem Protein C-Mangel einhergehenden schweren bakteriellen Infektionen im Rahmen einer Sepsis Die konsekutive Hämostasestörung und inflammatorische Endothelschädigung können simultan mit Protein C behandelt werden. Dies ist neben der intensivierten Insulintherapie der aktuell effektivste Ansatz zur Senkung der anhaltend hohen Sepsissterblichkeit.

Im Rahmen des „Off Label Use“ verwendeten wir nicht aktiviertes Protein C (Ceprotin®) zur Behandlung von sieben Kindern mit schweren septischen Krankheitsbildern (5 x neonatale Sepsis, 2 x fulminante Meningokokkeninfektion). Die hier gewonnenen Erfahrungen und Daten der Krankheitsverläufe wurden dokumentiert und analysiert.

Nach unseren vorläufigen und zahlenmäßig begrenzten Erfahrungen ist der frühe Einsatz von Ceprotin® bei kritisch Sepsis-kranken Kindern offensichtlich kurativ erfolgreich und zudem mit keiner erhöhten Komplikationsrate verbunden. Die Therapie sollte angesichts der Behandlungsdringlichkeit auch ohne Protein C – Spiegelbestimmung zügig begonnen werden, da bei massiver Sepsis ohnehin ein Protein C-Mangel anzunehmen ist.

Wir verordneten bei entsprechender Indikation initial 100 IE/kg/KG Protein C und weiter 4 stündlich 50 IE/kg/KG bis zur Besserung des Krankheitsbildes. Sistierte die Gerinnungsstörung, wurde das Medikament abgesetzt. Eine Purpura als Ausdruck eines fortgeschrittenen Krankheitsstadiums war bei den von uns dokumentierten Verläufen keine zwingende Voraussetzung für die Intervention.

Bei allen sieben Patienten konnte nach Protein-C-Gabe eine Besserung der Krankheitsverläufe beobachtet werden. Die in der Literatur nach Gabe des aktivierten Protein C (Xigris ®) beschriebenen Blutungen als gefürchtete Komplikation haben wir bei unseren Patienten nicht beobachtet.

Protein C wurde durchschnittlich für 45 Stunden verabreicht. Ein Patient verstarb, jedoch nicht an den unmittelbaren Folgen der Purpura, sondern 15 Tage später an den Folgen einer fulminanten NEC. Amputationen oder andere einschneidende Behandlungsmaßnahmen mussten nicht durchgeführt werden. Wie hoch der Anteil der Standard-Sepsisbehandlung am günstigen Krankheitsverlauf war, kann anhand der limitierten Stichprobe nicht diskriminiert werden.

Nach unseren vorläufigen und zahlenmäßig begrenzten Erfahrungen ist der frühe Einsatz von Ceprotin bei kritisch Sepsis-kranken Kindern offensichtlich kurativ erfolgreich und zudem mit keiner erhöhten Komplikationsrate verbunden.