Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 169
DOI: 10.1055/s-2004-829374

Multiresistente Enterokokken bei Früh- und Neugeborenen

M Krüger 1, C Löscher 1, M Kunze 1, R Hentschel 1, H Prömpeler 1, R Berner 1
  • 1Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Universitäts-Frauenklinik (Freiburg, Deutschland)

Fragestellung: Enterokokken stellen eine zunehmende Bedrohung für Patienten auch im neonatologischen Intensivbereich dar. Wir untersuchten die Inzidenz der Besiedlung von Früh- und Neugeborenen mit Enterokokken mit der Frage nach antibiotischer Multiresistenz und perinatalen Risikofaktoren.

Patienten/Methode: Über einen Zeitraum von 11 Monaten wurden prospektiv die Daten von 247 aus der eigenen Frauenklinik aufgenommen Neugeborenen und ihren Müttern analysiert. Primär wurde das erste Mekonium bakteriologisch untersucht. Sekundär wurden Oberflächenabstriche und soweit verfügbar Blutkultur und Trachealsekret analysiert. Multiresistente Enterokokken wurden definiert als Keime, die gegen drei Antibiotikaklassen resistent waren.

Ergebnisse: 23% der Patienten waren mit Enterokokken besiedelt. Bei 90% der NG fand sich dieser Erreger im ersten Mekonium. Bei 36/247 der Neonaten (15%) fanden sich multiresistente Keime. Vancomycin-resistente Enterokokken wurden nicht nachgewiesen. Niedriges Geburtsgewicht und Gestationsalter waren signifikant mit einem erhöhten Risiko der Enterokokkenbesiedlung (EB) assoziiert. Unter den besiedelten Patienten waren FG <32 SSW signifikant häufiger (p<0,05) mit multiresistenten Keimen besiedelt. Die Mütter von Kindern mit Besiedlung durch multiresistente Keime waren signifikant häufiger antibiotisch präpartal vorbehandelt (p<0,05). Die präpartale Hospitalisierungsdauer, präpartale Antibiotikagabe oder der Entbindungsmodus waren jedoch weder im Gesamtkollektiv noch bei FG ein Risikofaktoren für eine EB per se. Die EB zeigte jahreszeitliche Schwankungen mit einer signifikanten Häufung in den Herbst- und Wintermonaten.

Diskussion: Der Nachweis von Enterokokken im ersten Mekonium von Neonaten spricht für eine prä- oder intrapartale Aufnahme dieses Keimes durch den Feten. Unsere Daten zeigen, dass die Besiedlung mit Enterokokken per se nicht durch eine präpartale Hospitalisierung oder Antibiotikatherapie bedingt ist. Die Häufung des Keimnachweises bei Frühgeborenen weist darauf hin, dass perinatologische Risikofaktoren eine EB des Neonaten begünstigen. Eine präpartale antibiotische Therapie bei EB führt zum Auftreten multiresistenter Stämme