Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 160
DOI: 10.1055/s-2004-829365

Chorioamnionitis verändert die expression von Angiogenetischen Faktoren in der Plazenta

BW Kramer 1, U Kämmerer 1, D Berg 1, P Groneck 1, CP Speer 1
  • 1Universitäts-Kinderklinik Würzburg/Germany; Universitäts-Frauenklinik Würz-burg/Germany, Kinderkrankenhaus, Kliniken der Stadt Köln/Germany

Hintergrund: Chorioamnionitis und die fetale systemische Entzündungsreaktion sind assoziiert mit neonataler Morbidität und Mortalität. Die Rolle endothelialer Verletzung und fetaler Angiogenese sind unklar in der Pathogenese fetaler Erkrankungen. Zielsetzung: Die fetale systemische Entzündungsreaktion kann das Endothel fetaler Kapillaren verletzen, die proinflammatorische Gentranskription via nuclear factor kappa B (NF-kappa B) und die Zytokinproduktion aktivieren und kann die angiogenetische Homöostase der fetalen Kapillaren in der Plazenta beeinflussen. Methoden: Paraffin eingebettetes Plazentagewebe von Frühgeborenen wurden gefärbt für Heat Shock Protein (HSP) 70, einem unspezifischen Marker für Zellverletzung, für NF-kappa B und Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF), für die VEGF Rezeptoren 1 & 2, die einen proangiogenetischen Effekt, und für den tyrosine kinase with immunoglobulin and epidermal growth factor homology domains (TIE)-2 Rezeptor, mit antiangiogenetischer Wirkung. Immunhistochemische Färbungen wurden durch Auszählen der positiven Kapillaren oder durch eine 4 stufige semiquantitative Färbeintensität analysiert. Die Präparate wurden nach histologischen Kriterien in 3 Gruppen eingeteilt: Chorioamnionitis mit Omphalovaskulitis (n=11; Geburtsgewicht (GW) Median 860g, 95% Konfidenz Intervall (KI) 588–1516g; Gestationsalter (GA) Median 26 Wochen, CI 22–31 Wochen), Chorioamnionitis ohne Omphalovaskulitis (n=9; GW Median 950g, CI 632–1704g; GA Median 28 Wochen, CI 24–31 Wochen) und eine Kontrollgruppe (n=12; GW Median 865g, CI 581–1596g; GA Median 26 Wochen, CI 23–31 Wochen). Alle Patientinnen hatte einen Lungenreifungsbehandlung erhalten. Das Vorliegen einer Plazentapathologie führte zum Ausschluss. Ergebnisse: Bei Chorioamnionitis plus Omphalovaskulitis oder Chorioamnionitis alleine war die Expression von HSP 70 erhöht (Median 26%; CI 18–38%; bzw. Median 28%, CI 17–39%) gegenüber der Kontrollgruppe (Median 7%; CI 1–14%; p<0,05). NF-kappa B wurde in den Kernen von Endothelialzellen bei Chorioamnionitis plus Omphalovaskulitis nachgewiesen. VEGF Färbung war vermindert bei Chorioamnionitis plus Omphalovaskulitis oder Chorioamnionitis alleine (Median 1,2; CI 0,4–2,1; bzw. Median 0,9, CI 0,1–1,6) im Vergleich zur Kontrollgruppe (Median 2,4; CI 1,7–2,9; p<0,05). VEGF-R1 & R2 Färbungen waren vermindert bei Chorioamnionitis plus Omphalovaskulitis oder Chorioamnionitis im Vergleich zur Kontrollgruppe (p<0,05). TIE-2 Färbung war erhöht bei Chorioamnionitis plus Omphalovaskulitis oder Chorioamnionitis alleine (Median 2,1; CI 0,8–2,9; bzw. Median 2,2, CI 0,9–3,0) Schlussfolgerung und Spekulation: Die Verletzung des Endothels der fetaler Kapillaren und Induktion proinflammatorischer Aktivität war mit einer Verminderung proangiogenetischer Faktoren assoziiert. Dieser Effekt könnte nicht nur auf die Plazenta beschränkt sein, sondern auch andere fetale Organen betreffen, und damit in der Pathogenese verschiedener Erkrankung Frühgeborener eine Rolle spielen.