Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 159
DOI: 10.1055/s-2004-829364

Vertikale Co-Infektion von Herpes Simplex Typ I und Parvo B19 Virus bei einem Neugeborenen

GM Münch 1, HC Campe 1, VW Weiler 1, AF Flemmer 1, SS Schuierer 1
  • 1Klinikum der Universität München, Kreisklinik Altötting (München, Altötting, Deutschland)

Fallbericht: Ein normalgewichtiges Neugeborenes (NG) entwickelte nach unkomplizierter Schwangerschaft am 11 Lebenstag (LT) Fieber und beginnende Zentralisation. Trotz kalkulierter antibiotischer Therapie verschlechterte sich der Zustand am 16. LT dramatisch mit Schock, Apnoe, respiratorischer Insuffizienz, Hämolyse und disseminierter intravasaler Coagulopathie (DIC). Das NG verstarb am 17 LT. Anamnestisch ergab sich keine akute Vorerkrankung der Mutter. Die Geburt war wegen einer länger zurückliegenden cerebralen Blutung der Mutter durch Sektio erfolgt.

Serumanalysen von Mutter und NG:

Antikörper

Mutter akut

Mutter 6 Wochen

NG

HSV IgM

neg

neg

neg

HSV IgG

neg

neg

grenzwertig

Parvo B19 IgM

neg

neg

neg

Parvo IgG

schwach pos.

neg

grenzwertig

Postmortal erhobene Befunde:

Histologisch wurden Zeichen der disseminierten intravasalen Gerinnung in Lunge, Niere Nebenierenmark und Lymphknoten gefunden. Elektronenmikroskopisch konnte der Nachweis viraler Einschlüsse in Hepatozyten, Alveolarmakrophagen, Milzmakrophagen, sowie verschiedener Endothelien nachgewiesen werden. Im Knochenmark fiel eine Hypoplasie der Erythropoese und eine Reifungsstörung der Granulopoese auf. Es fand sich keine Enzephalitis und keine Myokarditis. Ein Thymus war vorhanden.

PCR-Analysen (Genequivalent=Geq):

DNA

Serum

Leber

Herz

Lunge

HSV

6.050 Geq/20.000 Zellen

5.850.000 Geq

106.500 Geq

Parvo B19

pos

pos

Die Befunde beweisen eine Herpes Sepsis mit DIC und Organmanifestation vor allem in Leber und Lunge. Aufgrund der serologischen Befunde kann eine horizontale Übertragung ausgeschlossen werden. Eine Kontaktperson mit floridem Herpes konnte nicht gefunden werden. Inwieweit die Parvo B 19 Koinfektion zu dem Krankheitsbild beigetragen hat, lässt sich nicht sicher beurteilen.

Die Herpessepsis beim Neugeborenen bei seronegativer Mutter stellt ein lebensbedrohliches Krankheitsbild mit hoher Mortalität dar. Bei einer vertikalen Übertragung ohne Indexfall muss mit einem besonders fatalen Verlauf gerechnet werden, da keine prophylaktische Therapie mehr initiiert werden kann.