Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 158
DOI: 10.1055/s-2004-829363

Konnatale Toxoplasmose bei einem Frühgeborenen, eine zu beachtende Differentialdiagnose

F Brevis 1, M Buschkamp 1, A Trotter, 1
  • 1Städtische Kliniken Duisburg, Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin (Duisburg, Deutschland)

Fragestellung:

Eine Erstinfektion durch Toxoplasma gondii während der Schwangerschaft zeigt ein breites Spektrum an Manifestationen von Abort oder Totgeburt bis hin zu subklinischen, zunächst nur serologisch nachweisbaren Infektionen. An einem Fallbeispiel soll die Notwendigkeit der differentialdiagnostischen Abklärung auf eine Toxoplasmoseinfektion erläutert werden.

Methodik:

Bei einem weiblichen Frühgeborenen der 24+5 SSW, GG 620g, trat im Verlauf eine intraventrikuläre Hämorrhagie II° rechts und I° links, ein Ikterus neonatorum, eine Sepsis mit Resepsis, eine transfusionspflichtige Anämie, eine Retinopathie I° sowie ein beatmungspflichtiges HMS III° mit konsekutiver BPD auf. Bei einem im Alter von 6 Wochen durchgeführten Rö-Thorax mit pulmonalen Infiltrationen und ansteigendem Sauerstoffbedarf von max. FiO2 0,55 führten wir u.a. eine Toxoplasmose-Serologie beim Kind durch.

Ergebnisse:

Neben einem hohen Toxoplasmose-IgG-Titer konnten auch IgM-Antikörper und spezifische DNA (PCR) im Blut und Liquor nachgewiesen werden. Die Mutter wies zeitgleich ebenfalls positive IgG-und IgM-Antikörper auf. Die nachträglich erweiterte Schwangerschaftsanamnese ergab engen Tierkontakt (eigene Hauskatze). Wir begannen eine Therapie mit Pyrimethamin, Sulfadiazin und Ca-Folinat in 4-wöchentlichem Wechsel mit Spiramycin. Nebenwirkungen traten unter dieser Therapie nicht auf. Vier Wochen nach Beginn der Therapie war keine spezifische DNA im Blut mehr nachweisbar. Die im Verlauf regelmäßig durchgeführten Schädelsonographiekontrollen ergaben keine intracerebralen Verkalkungen. Eine Chorioretinitis trat nicht auf.

Schlussfolgerung:

Im Rahmen der Kostenreduktion wird eine Untersuchung auf Toxoplasmose nicht immer bei der Mutter durchgeführt. Bei Frühgeborenen mit oft vielschichtiger Morbidität sollte differentialdiagnostisch eine konnatale Toxoplasmose-Infektion in Erwägung gezogen werden, da die klassische Trias Hydrocephalus, intracerebrale Verkalkungen und Chorioretinitis nur selten nachzuweisen ist.