Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 153
DOI: 10.1055/s-2004-829358

Bestimmung von Surfactant-Protein-D und MBL bei Frühgeborenen

C Merz 1, A Hilgendorff 1, G Frey 1, A Bohnert 1, G Bein 1, L Gortner 1
  • 1Südhessisches Perinatalzentrum, Justus-Liebig-Universität, Justus-Liebig-Universität (Darmstadt, Gießen, Deutschland)

Fragestellung/Methodik: Der Mangel an collagen-like-lectins (Kollektine) wird als Risikofaktor für die Entstehung pulmonaler und systemischer Infektionen bei Kindern und Erwachsenen diskutiert. Ziel der vorgelegten Studie war es daher, die Konzentrationen der Kollektine Surfactant-Protein-D (SP-D) und Mannosebindendes Lektin (MBL) im Nabelschnurblut frühgeborener Kinder zu bestimmen, für die eine deutlich erhöhte Suszeptibilität gegenüber infektiösen Komplikationen bekannt ist und somit Faktoren der „nicht-erlernten“ Immunität (Innate Immunity) eine besondere Rolle spielen könnten. Hierzu wurden 47 frühgeborene Kinder mit einem Gestationsalter unter 32 Schwangerschaftswochen (SSW) prospektiv in die Studie eingeschlossen. 19 gesunde, reifgeborene Kinder dienten als Kontrollkollektiv. Darüberhinaus wurde bei 24 beatmeten Frühgeborenen mit der Diagnose eines Atemnotsyndroms (ANS) sowie 12 lungengesunden, elektiv für operative Massnahmen intubierte Säuglingen unter vier Monaten die SP-D-Konzentration im Trachealsekret (TS) bestimmt. Die Bestimmung der Kollektine erfolgte in ELISA-Technik.

Ergebnisse: MBL:

  • Signifikant niedrigere MBL-Serumkonzentrationen im Nabelschnurblut bei frühgeborenen Kindern <32 Schwangerschaftswochen: 756,7 ng/ml; 14,6–11184 ng/ml (Median und Bereich) im Verhältnis zu Reifgeborenen: 3168,9 ng/ml; 282,3–7679,5 ng/ml; p=0,005

  • Keine signifikante Korrelation zwischen MBL-Serumkonzentration und konnataler Sepsis

SP-D:

  • Signifikant niedrigere SP-D-Serumkonzentrationen bei Frühgeborenen zwischen 28–32 SSW (1,4 ng/ml; 0–4,6 ng/ml, n=26) im Vergleich zu Reifgeborenen (2,2 ng/ml; 1,2–3,3 ng/ml; p<0,05)

  • Keine signifikante Korrelation zwischen SP-D-Serumkonzentrationen und konnataler Sepsis

  • Erhöhte SP-D-Konzentrationen im TS frühgeborener Kinder mit der Diagnose eines ANS

zwischen 28 und 32 Schwangerschaftswochen:

  • Frühgeborene zwischen 28–32 Schwangerschaftswochen mit ANS: 25,0 ng/ml; 0,9–44,7 ng/ml, n=12

  • extrem unreife Frühgeborene <28 Schwangerschaftswochen mit ANS: 4,4 ng/ml; 0,8–78,4 ng/ml, n=12

  • reife, lungengesunde Neugeborenen: 6,6 ng/ml; 0,5–30,4 ng/ml, n=12

Die SP-D-Konzentration im TS war nach pränataler Verabreichung von Kortikosteroiden signifikant (18,75 ng/ml; 0,9–52,6 ng/ml; n=15) gegenüber der Gruppe ohne eine pränatale Lungenreifeinduktion (3,9 ng/ml; 0,8–4,79 ng/ml; n=5; p<0,05) erhöht.

Schlussfolgerung: Bei frühgeborenen Kindern finden sich signifikante Unterschiede in den Serumkonzentrationen der Kollektine SP-D und MBL bei Geburt sowie der pulmonalen SP-D-Konzentration in Abhängigkeit vom Gestationsalter. Die erniedrigte Konzentration von SP-D und MBL bei Frühgeborenen könnte zu der gesteigerten Suszeptibilität dieses Patientenkollektivs gegenüber Infektionen beitragen.