Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 152
DOI: 10.1055/s-2004-829357

Perinatal erworbene systemische Entzündungsreaktion (SIRS) durch Salmonella Senftenberg bei Zwillingsfrühgeborenen einer unerkannten Dauerausscheiderin

N Lorenz 1, P Lachmann 1, U Reif 1, D Teichmann 1, M Kabus 1
  • 1Städt. KH Dresden-Neustadt, LUA Sachsen (Dresden, Deutschland)

Einleitung: Verschiedenste bakterielle und virale Erreger, Pilze und Parasiten können durch perinatale Infektion zu einem lebensbedrohlichen SIRS des Neugeborenen führen. Perinatale Infektionen mit Salmonellen sind in Industrieländern eine Seltenheit, obwohl auch hier nosokomiale Übertragungen durch Personal und Geräte auf Neugeborenen-ITS (NITS) berichtet werden.

Fallbericht: Wir berichten über männliche Zwillingsfrühgeborene der 36. SSW (Geburtsgewicht jeweils 2440g) einer bis zu diesem Zeitpunkt gesunden, deutschen Mutter.

Beide Frühgeborene postnatum mit blander transitorischer Tachypnoe, CPAP-Atemhilfe nur am ersten Lebenstag. Beide Kinder ohne klinische und paraklinische Zeichen eines SIRS (Leuko, IT-Quotient, CRP und IL6 normal).

Am 3. bzw. 4. Lebenstag ausgeprägte Zeichen der systemischen Infektion bei beiden Frühgeborenen (reduzierte Mikrozirkulation, arterielle Hypotension), Anstieg des IT-Quotienten. Neutropenie bei einem Frühgeborenen. Zusätzlich Blähbauch, schleimige, dünne Stühle. Sofortige antibiotische Therapie mit Ampicillin und Amikacin.

Nachweis von Salmonella Senftenberg (sensibel für beide Antibiotika in break-point-Methode Fa. Merlin) im sofort postnatum entnommenen Magensekret des 2. Zwillings, und später im Stuhl beider Kinder sowie der Mutter. Kein Nachweis in der Muttermilch. Isolation beider FG und konsequente Durchsetzung des Hygieneregimes. Keine nosokomialen Erkrankungen.

Nachweis von Salmonella Senftenberg im Stuhl über 6 Monate beim 2. Zwilling und fehlender Nachweis beim 1. Zwilling nach 6 Monaten.

Diskussion: Der Nachweis von Salmonella Senftenberg im Magensekret des 2. Frühgeborenen und das verzögerte Auftreten des SIRS bei beiden Kindern legt den Verdacht auf eine peripartale Übertragung der Salmonelleninfektion nahe, die sonst fast ausschließlich in Entwicklungsländern beschrieben ist. Das Hygieneregime der NITS verhinderte eine nosokomiale Übertragung auf weitere Patienten, obwohl der mikrobiologische Befund erst nach der Erkrankung der Frühgeborenen eintraf. Wie oft beschrieben, blieb ein Kind Salmonellendauerausscheider.