Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 151
DOI: 10.1055/s-2004-829356

Keimnachweis bei kongenitalen Infektionen Frühgeborener – ein neuer Ansatz für ein altes Problem

A Berger 1, A Witt 1, K Rohrmeister 1, N Haiden 1, P Apfalter 1, A Pollak 1
  • 1AKH Wien, Kinderklinik, AKH Wien, Abt. f. Gynäkologie und Geburtshilfe, AKH Wien, Abt. f. Mikrobiologie (Wien, Österreich)

Fragestellung: Obwohl viele Frühgeborene nach der Geburt Zeichen einer Infektion aufweisen, bleibt die Blutkultur meist negativ. Ziel dieser Studie war die Evaluation eines neuen Ansatzes zum verbesserten Keimachweis bei perinatalen Infekten.

Methodik: Amnionflüssigkeit, Amnion- und Plazentabiopsien wurden prospektiv bei Sectioentbindungen <33+6 SSW gewonnen und kultiviert. Die Ergebnisse wurden mit den Ergebnissen von bei Aufnahme an die neonatologische Intensivstation entnommenen Blutkulturen und peripheren Abstrichen der Frühgeborenen verglichen.

Ergebnisse: Von 221 Patienten konnten in 128 Fällen (57.9%) keine Keime in der Amnionhöhle nachgewiesen werden, in 55 Fällen (24.9%) wurden Ureaplasma urealyticum und in 38 Fällen (17.2%) andere pathogene Keime nachgewiesen. Ergebnisse von peripheren Abstrichen und Blutkulturen standen von 198 Frühgeborenen zur Verfügung, von denen 161 (81.3%) negative periphere Abstrichergebnisse zeigten, in 23 (11.6%) Fällen konnten Ureaplasma urealyticum und in 14 (7.1%) Fällen andere Keime nachgewiesen werden. Ein positiver Keimnachweis in der Blutkultur gelang nur bei zwei Neonaten, in beiden Fällen wurde der Keim auch aus Materialien der Amnionhöhle kultiviert. Fünfundfünfzig Patienten (24.9%) wurden nach der Geburt als „klinische Sepsis“ klassifiziert. Patienten mit positiven Kulturergebnissen aus der Amnionhöhle hatten eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit einer „klinischen Sepsis“ im Vergleich zu Patienten mit negativen Kulturergebnissen (OR 3.5, 95% CI 1.8–6.6, p=0.0002). Für periphere Abstriche konnte keine derartige Korrelation nachgewiesen werden.

Schlussfolgerung: Basierend auf diesen Ergebnissen halten wir eine Empfehlung zur routinemäßigen Kultivierung von Materialien aus der Amnionhöhle bei Frühgeborenen <33+6 SSW für gerechtfertigt, um die Detektionsrate von in perinatale Infektionen involvierten Keimen zu erhöhen. Periphere Abstriche bringen keine zusätzliche Information und sollten nicht routinemäßig durchgeführt werden.