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DOI: 10.1055/s-2004-829341
Abweichungen des Ruheenergieumsatzes bei schwerbehinderten Kindern
Der Ruheenergieumsatz (REE) bei Kindern ist gut untersucht und wurde von der WHO in Normwerten definiert. Gemessene Daten über den REE bei schwerbehinderten, tetraspastischen oder -plegischen Kindern liegen bislang nicht ausreichend vor. Gerade in dieser Gruppe werden jedoch immer wieder exzessive Gewichtzunahmen bzw. pathologische Abweichungen in der Körperzusammensetzung bei altersentsprechender Kalorienzufuhr beobachtet.
Methodik: Bei sieben schwerbehinderten (tetraspastisch/-plegisch) Patienten (Alter: 4 Mo-14J) erfolgten neun Messungen der REE mittels indirekter Kalorimetrie morgens nüchtern. Die ermittelten Daten wurden alters-, größen- und gewichtsbezogen mit den von der WHO angegebenen Werten verglichen. Daneben wurde eine randomisierte Kontrollgruppe gesunder Kinder (n=10, Alter 2–11 Mo) untersucht und ebenfalls mit den von der WHO angegeben Werten verglichen. Statistik: Wilcoxon-Test für verbundene Stichproben, p<0,05.
Ergebnis: Der Ruheenergieumsatz in der Kontrollgruppe lag mit 59 kcal/kgKG (gemessen, median, Differenz –0,9 median, p>0,05) im Bereich der empfohlenen WHO – Werte. Der gemessene Ruheenergieumsatz bei Behinderten (33,3 kcal/kgKG, median) war statistisch signifikant niedriger als die empfohlenen WHO-Werte (60 kcal/kgKG median, Differenz –16,8 median, p<0,01). Bei einem Patienten mit einer exzessiven Gewichtszunahme ermittelten wir nur knapp 1/8 des WHO Grundumsatzes.
Diskussion: Die Übereinstimmung des gemessenen und berechneten Ruheenergieumsatz bei Gesunden zeigt die Validität der Messung. Bei Behinderten scheint eine Differenz zu den Empfehlungen zu bestehen. Die Ursache hierfür ist unklar. Wir spekulieren: 1) Eine veränderte Körperzusammensetzung (erniedrigte fettfreie Masse) führt bei chronisch immobilen Patienten zu einem erniedrigten Energieumsatz pro Kilogramm Körpergewicht. 2) Bei Gesunden mit regelmäßiger körperlicher Aktivität laufen auch in Ruhephasen erhöhte Stoffwechselvorgänge durch Regenerationsprozesse ab und trotz identischer Untersuchungsbedingungen (30min Ruhe, thermoneutrale Umgebung, etc.) könnte der Ruheenergieumsatz bei chronisch immobilisierten Probanden somit niedriger liegen.