Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 131
DOI: 10.1055/s-2004-829336

Unzureichende Serum-Vitamin A Spiegel bei Frühgeborenen <1500g GG im Alter von 28 Lebenstagen unter einem standardisierten Nahrungsaufbau mit intravenöser Zufuhr von fettlöslichen Vitaminen

C Wieg 1, A Hinnawi 1, K Moser 1, M Gabriel 1
  • 1Klinikum Aschaffenburg (Aschaffenburg, Deutschland)

Fragestellung: Sehr kleine Frühgeborene weisen oft niedrige Serum-Vitamin A (S-Vit-A) Spiegel auf, obgleich Vitamin A u.a essentiell für Regeneration und Wachstum des respiratorischen Epithels ist. Kann bei FG <1500g GG unter einem standardisierten Nahrungsaufbau mit einer intravenösen Zufuhr von 560µg/kg/d ein Serumspiegel >0,2µg/dl am 28. Lebenstag erreicht werden?

Methode: Prospektive Datenanalyse von 71 Frühgeborenen <1500g u. <32 SSW GA (6/2002–12/2003). Vitamin-A-Supplementierung mit 560µg/kg/d über Vitalipid (R) in einer Fettinfusion ab 2. LT. Ende der parenteralen Supplementierung, wenn 150ml/kg Frühgeborenennahrung oder Muttermilch (+Fortifyer) vertragen wurden. Bestimmung des (S-Vit-A) Spiegels am 28. LT (HPL-Chromatographie)

Ergebnisse: 71 FG, mittl. GA 29,1 SSW (23+0–31+6 SSW).

Gewichts Gruppe

n

GebGew g (Range)

i.v. Vit-A (±SD) Tage

Vit-A 28 LT (±SD) µg/ml

n <0,2µg/ml (%)

<1000g

17

885 (340–990)

19,3 (5,9)

0,153 (0,05)

16 (94)

1000–1249g

23

1133 (1040–1240)

15,1 (2,8)

0,173 (0,06)

14 (60)

1250–1499

31

1386 (1270–1490)

11,7 (2,4)

0,176 (0,05)

14 (45)

Gesamt

71

1195 (±SD 245)

14,3 (5,2)

0,170 (0,06)

44 (62)

Nur 38% aller untersuchten Patienten wiesen eine S-Vit.-A-Spiegel >0,2µg/dl am 28. Lebenstag auf, in der Untergruppe von FG <1000g GG nur 1 von 17 Kindern.

Diskussion: Trotz der empfohlenen parenteralen Vit-A-Dosis von >500µg/kg/d konnte bei dem größten Teil der Kinder kein adäquater S-Spiegel am 28. LT erreicht werden. Dieses gilt besonders für Kinder <1000g GebGew mit langer parenteraler Vit-A Zufuhr. Unsere gemessenen Vit-A-Spiegel entsprechen etwa denen der Kontrollgruppe der Interventionsstudie von Tyson et al (N Engl J Med 1999; 340: 1962–8), die durch eine i.m. Vit-A-Supplementierung von 1500µg/kg/d höhere Spiegel am 28. LT im Vergleich zur Kontrollgruppe nachweisen konnten. Ursächlich könnte also sowohl ein erhöhter Vit-A-Umsatz der besonders kleinen und kranken Kinder sein, als auch ein höherer Bedarf sein als bisher angenommen.

Konklusion: Bei einem standardisierten Nahrungsaufbau mit einer intravenösen Zufuhr von Vit-A 560µg/kg/d kann nicht von einer ausreichenden Supplementierung für FG <1500g ausgegangen werden. Eine individuelle Spiegelbestimmung erscheint notwendig. Prospektiv kontrollierte Studien sollten klären, ob sich durch eine höhere intravenöse Vit-A-Dosis bessere Ergebnisse erzielen lassen.