Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 119
DOI: 10.1055/s-2004-829324

Überleben ohne Bronchopulmonale Dysplasie bei Frühgeborenen unter 1500g: Vergleich zwischen der Schweiz und dem Vermont-Oxford Network

J Hentschel 1, T Berger 1, M Adams 1, H Bucher 1
  • 1Universitätskliniken des Saarlandes, Homburg/Saar, Kinderspital Luzern, Klinik für Neonatologie, UniversitätsSpital Zürich Swiss Neonatal Network (Homburg/Saar, Deutschland; Luzern, Schweiz)

Fragestellung: Wie hoch sind die Mortalität und die Häufigkeit einer Bronchopulmonalen Dysplasie (BPD; Sauerstoffabhängigkeit mit 36 0/7 Schwangerschaftswochen) bei Frühgeborenen unter 1500g in der Schweiz verglichen mit denjenigen aus dem Vermont Oxford Network? Welche Faktoren sind mit einer BPD assoziiert?

Methodik: Daten von allen Lebendgeborenen mit einem Geburtsgewicht zwischen 501 und 1500g der Jahrgänge 1996 und 2000 der Schweiz wurden prospektiv gesammelt und mit denjenigen aus dem Vermont Oxford Network (VON) derselben Jahrgänge verglichen.

Ergebnisse: In der Schweiz wurden 1158 Kinder erfasst und mit 43'750 Kindern des VON verglichen. Die Mortalität bis zur Entlassung nach Hause war in der Schweiz 16% und im VON 14%, während die BPD-Rate in der Schweiz 15% und im VON 33% betrug. Zwischen den Jahrgängen 1996 und 2000 bestand weder in der Schweiz noch im VON ein signifikanter Unterschied. Das mittlere Gestationsalter respektive das Geburtsgewicht war in der Schweiz signifikant höher (29.4 versus 28.4 Wochen, resp. 1099 vs. 1044g). In der Schweiz waren folgende Faktoren in mindestens einem Jahrgang mit einer BPD assoziiert: Männliches Geschlecht, Surfactant-Gabe, Verlegung nach der Geburt, offener Ductus arteriosus, und Sepsis; hingegen nicht der Beatmungsmodus (Nasen-CPAP versus maschinelle Beatmung).

Schlussfolgerung: Der Anteil der Kinder, die ohne BPD überlebten, war in der Schweiz mit 72% signifikant höher als im VON mit 67%. Mögliche Erklärungen für diesen Unterschied sind verschiedene Populationen (regional versus multizentrisch), aber auch eine unterschiedlich eingreifende Behandlung von extrem unreifen Frühgeborenen.