Wir stellen drei Patienten mit Jeune-Sydrom (JS) hinsichtlich ihrer unterschiedlichen
pulmonalen Entwicklung vor.
Das JS ist ein seltenes autosomal rezessives Krankheitsbild, bei dem u.a. chondrodysplastische
Veränderungen der Rippen mit Einengung des Thorax charakteristisch sind. Dies führt
zu variabel ausgeprägter postpartaler Atemnot. Früher Tod aufgrund der Ateminsuffizienz
ist häufig (bis 70% der Neugeborenen) und wahrscheinlich bestimmt durch die Lungenhypoplasie.
Es gibt aber auch Kinder mit ungestörter postnataler Anpassung bei weitgehend normaler
Thoraxform und Lungenfunktion. Über die überlebenden, zunächst lungenkranken Kinder
gibt es hinsichtlich der Entwicklung der Thoraxform und der Lungenfunktion wenig Aussagen.
Zusätzlich zu den chondrodysplastischen, reversiblen Veränderungen kann es bei den
Patienten infolge cystischer Nierenveränderungen bzw. einer Nephronophtise zur terminalen
Niereninsuffizienz kommen.
Patient 1, 15J. m.: Beatmung wegen respiratorischer Insuffizienz in den ersten 3 Lebensmonaten,
dann Erholung und zunehmend bessere Belastbarkeit. Aktuell normale Thoraxkonfiguration,
normale Lungenfunktion. Leichte Entwicklungsretardierung, Nieren funktionell und sonographisch
bis auf leichte Erweiterung des NBK-Systems unauffällig.
Patient 2, 14J. m.: postpartale komplizierte Beatmung über 4 Monate, langsame Erholung,
jetzt guter Sportler, normale Thoraxform, normale Lungenfunktion, Asthma bronchiale.
Nieren o.B.
Patientin 3, 11J. w.: postpartal gering atemgestört, CPAP für einige Tage. Für JS
typische, cystische Nieren-Ultraschallbefunde mit terminaler Niereninsuffizienz und
Nierentransplantation. Das Mädchen ist jetzt in ihrer pulmonalen Leistungsfähigkeit
deutlich eingeschränkt und zeigt einen Kurzrippenthorax sowie eine schwere Skoliose
mit respiratorischer globaler Insuffizienz.
Während in der Neonatalzeit schwer atemgestörte Patienten eine gute Entwicklung zeigen
können, gibt es Patienten mit initial recht guter Lungenfunktion, aber im Verlauf
weiterbestehender respiratorischer Insuffizienz. Prädiktive pränatale Untersuchungen
oder Scoring-Systeme hinsichtlich des pulmonalen Outcomes sind nicht bekannt. In Anbetracht
der spontanen Verbesserungstendenz der Lungenfunktion in den ersten Jahren stellen
operative Verfahren zur Thoraxerweiterung Notlösungen dar. Die Chance zur Normalisierung
der Lungenfunktion und auch des Erfolges von operativen Verfahren hängt wahrscheinlich
vom Ausmass der persistierenden Lungenhypoplasie ab.