Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 102
DOI: 10.1055/s-2004-829307

Spontanes Pneumomediastinum nach psychischer Alteration bei einem 14-jährigen Mädchen

A Kribs 1, A Schubert 1, G Benz-Bohm 1, B Roth 1
  • 1Universitätskinderklinik Köln, Institut für Radiologische Diagnostik (Köln, Deutschland)

Einleitung: Das Auftreten eines spontanen Pneumomedistinums bei ansonsten gesunden Jugendlichen im Zusammenhang mit Husten oder körperlicher Belastung ist in der Literatur beschrieben (1,2). Wir berichten über ein 14- jähriges Mädchen, bei dem im Rahmen einer psychischen Belastung ein spontanes Pneumomediastinum auftrat.

Kasuistik: Das gesunde, altersgerecht entwickelte Mädchen ärgerte sich in der Schule über eine Klassenarbeit. Bei diesem Ärger habe es nach Angaben der Klassenkameraden heftig „geprustet“. Nach Ende der entsprechenden Schulstunde fiel das Mädchen den Lehrern und Mitschülern durch eine näselnde Sprache auf und wenig später klagte es über Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Im Verlauf der folgenden Stunden traten Brustschmerzen auf, weswegen die Vorstellung in unserer Klinik erfolgte. Die daraufhin durchgeführte Röntgenthoraxaufnahme zeigte ein cervikales Weichteilemphysem sowie ein Pneumomediastinum. Eine Ruptur der Hohlorgane konnte durch ein CT des Halses und des Thorax ausgeschlossen werden. Anamnestisch ließ sich kein Trauma eruieren. Unter körperlicher Schonung und Sauerstoffvorlage war die klinische Symptomatik innerhalb von 24 Stunden vollständig rückläufig, der radiologische Befund war ebenfalls gebessert. Nach 48 Std. wurde die Patienten beschwerdefrei entlassen.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die vorliegende Kasuistik zeigt, dass es offensichtlich im Rahmen psychischer Alterationen zu einem erheblichen Druckanstieg innerhalb der oberen Luftwege kommen und Luft in das retropharyngeale Gewebe eindringen kann. Näselnde Sprache und Halsschmerzen mit Dysphagie sind Symptome dieses Zustandes. Die eingedrungene Luft kann entlang der Gefäßscheiden bis in das Mediastinum vordringen und zum Pneumomediastinum führen. Eine bildgebende Diagnostik ist bei dem geschilderten Symptomenkomplex: näselnde Sprache, Dysphagie und Thoraxschmerz auch bei fehlendem anamnestischen Hinweis auf Traumen oder körperliche Belastung notwendig, um den potentiell lebensbedrohlichen Zustand eines Pneumomediastinums zu erkennen.

Literatur: (1) Bodenez C et al. Rev Laryngol Otol Rhinol (Bord).2003; 124 (3):195–8. (2) Gerazounis M et al. J Thorac Cardiovasc Surg. 2003 Sep; 126 (3): 774–6