Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 86
DOI: 10.1055/s-2004-829291

Nicht invasive Beatmung bei Kindern mit einer hämatologisch/ onkologischen Grunderkrankung

M Neukirch 1, S Sonnenberger 1, B Schmidt 1, R Huth 1
  • 1Universitätsklinik Mainz (Mainz, Deutschland)

Fragestellung:

Die nicht-invasive Beatmung (NIV) erfährt in der pädiatrischen Intensivmedizin bei Kindern mit akuter respiratorischer Insuffizienz eine zunehmende Bedeutung. Jenseits der Neugeborenenperiode existieren für die NIV bei pädiatrischen Patienten jedoch keine klaren Anwendungsindikationen oder kontrollierte Studien.

Besonders bei immunsupprimierten Patienten mit hämatologisch/ onkolgischer Grunderkrankung scheint die NIV die Komplikationsrate (z.B. beatmungsassoziierte Pneumonien), Intubationshäufigkeit und Letalität zu senken, wie die Studie von Hilbert et al. (BMJ, 2001) bei Erwachsenen zeigte.

Wir untersuchten in einer retrospektiven Studie den Anteil an Kindern mit hämatologisch/ onkologischen Grunderkrankungen aus unserem nicht-invasiv beatmeten Patientenkollektiv. Wir überprüften das Outcome und die Anzahl an sekundär intubierten Patienten.

Methodik:

Wir werteten einen Zeitraum von Juli 1999 bis Dezember 2003 aus. Die NIV wurde entweder als CPAP- Beatmung mit dem Vital Flow 100 mit PEEP Ventilen von 5–12,5cm H20 oder mit dem Galileo Gold im NIV oder ASV (adaptive support ventilation) durchgeführt. Wir verwendeten entweder Full-Face oder Nasen-Masken.

Ergebnisse:

26 Patienten (4–29 Jahre) wurden in einem Zeitraum von 4½ Jahren nicht-invasiv beatmet. Insgesamt 12 Patienten litten an einer hämatologisch/ onkologischen Grunderkrankung (46%). Unter diesen waren Pneumonien mit 7 Patienten die häufigste Indikation (58%) für die NIV, 3 Patienten wiesen zusätzlich ein ARDS oder ALI auf. Weitere Indikationen waren Atelektasen bei 2 Patienten (17%), ein inkompletter Querschnitt mit einseitiger Zwerchfellparese bei einem Patient und bei 2 Patienten die palliative Unterstützung der Atmung im Sterbeprozess. 5 Patienten mussten sekundär intubiert werden, was einer Rate von 50% ohne die Patienten mit palliativer Beatmung entspricht (Gesamtkollektiv 32%). Darunter waren 2 Patienten mit ALI bzw. ARDS. Neben den beiden Patienten, die eine palliative Beatmung erhielten, verstarb zusätzlich ein Patient, der sekundär intubiert worden war, auf unserer PICU.

Schlussfolgerung:

Die nicht-invasive Beatmung bietet vor allem bei immunsupprimierten Patienten eine sinnvolle Alternative zur invasiven Beatmung. Die häufigsten Indikationen sind Pneumonien und Atelektasen. Die Intubationshäufigkeit war bei den Patienten mit einer hämatologisch/ onkologischen Grunderkrankung häufiger als im Gesamtkollektiv, entspricht aber den Ergebnissen der obigen Studie von Hilbert et al. Unser Ziel für die Zukunft muss sein, die Ausarbeitung von Indikationen und Richtlinien für die NIV zu fördern, um die Patientengruppen, die von der NIV profitieren, von denen selektieren zu können, die unmittelbar einer invasiven Beatmung zugeführt werden sollten. Aufgrund der geringen Fallzahlen sind hier Multicenter-Studien erforderlich.