Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 68
DOI: 10.1055/s-2004-829273

Zervikale Meningozele – Zufallsbefund bei Erstuntersuchung

U Kaiser 1, C Fehlandt 1, C Späthe 1, J Piek 1, C Plath 1
  • 1Universitäts Kinder- und Jugendklinik, Abt. für Neurochirurgie der Universität Rostock (Rostock, Deutschland)

Einleitung: Von den der Spaltbildungen der Wirbelsäule sind lediglich 1% zerviko-thorakal lokalisiert. Die frühe Erkennung erfordert eine qualifizierte pränatale Sonographie des Feten und/oder eine subtile Erstuntersuchung des Neugeborenen.

Kasuistik: Wir berichten über ein Neugeborenes (39 SSW, Geburtsgewicht 3440g). Familienanamnese: keine Fehlbildungen. Schwangerschaftsverlauf: unauffällig, perikonzeptionelle Einnahme von Folsäure, sonographische Feindiagnostik ohne Nachweis von Fehlbildungen. Wirbelsäule als unauffällig beurteilt.

Spontangeburt, Nabelarterien-pH 7,21, Apgar 9/9/9.

Neugeborenen-Erstuntersuchung: unter der Occipitalschuppe ist direkt median ein knöcherner Sporn mit darunter liegender flüssigkeitsgefüllter, hautgedeckter, zystischer Struktur tastbar. Keine Hautanomalie. Weiterer klinischer und neurologischer Status unauffällig.

Sonographie: intaktes mittelständiges Myelon, in Höhe von C1 flüssigkeitsgefüllte zystische Struktur mit Aussackung in die Subkutis, kein Hydrozephalus, keine Verlagerung von Hirngewebe.

MRT: Bogenschlussstörung des Atlas, Meningozele in Höhe von C1, keine weiteren zerebralen und spinalen Auffälligkeiten.

Diagnose: Zervikale Meningozele.

Procedere: interdisziplinär pädiatrisch, radiologisch, neurochirurgisch abgestimmtes individuelles Betreuungskonzept. Wöchentliche klinische und sonographische Kontrollen zur frühzeitigen Erkennung von neurologischen Symptomen, eines Hydrocephalus internus oder einer Herniation von Kleinhirnanteilen. Eine Resektion der Meningocele ist im Intervall vorgesehen.

Schlussfolgerung: Bei Bogenschlussstörungen des Atlas mit zervikaler Meningocele ist eine gezielte weiterführende Diagnostik und Therapie erforderlich, auch wenn zum Zeitpunkt der Erstuntersuchung noch keine neurologischen Auffälligkeiten bestehen. Die frühe Diagnostik erlaubt eine frühzeitige operative Korrektur, bereits verwachsene Nervenwurzeln werden gelöst. Damit werden neurologische Komplikationen, die bei verspäteter Diagnosestellung im Laufe des Wachstums auftreten können, weitgehend verhindert.

Die qualifizierte Erstuntersuchung jedes Neugeborenen durch trainiertes Personal

garantiert, wie in diesem Fall dargestellt, dass ein „Zufallsbefund“ rasch zur endgültigen Diagnose präzisiert wird. Nur so kann ein interdisziplinär abgestimmtes individuelles Betreuungskonzept für das Kind erstellt werden.