Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 66
DOI: 10.1055/s-2004-829271

Neonatologie und Kinderkardiologie – Partnerschaft im Wandel?

I Dähnert 1, L Kändler 1, M Kostelka 1, M Wiener 1, P Schneider 1
  • 1Herzzentrum (Leipzig, Deutschland)

Fragestellung: In den letzten Jahren sind die Operationsergebnisse bei Herzerkrankungen im Neugeborenenalter ständig verbessert worden. Zeitgleich haben sich andererseits die Betreuungsbedingungen für Neugeborene im Einzugsbereich verändert (ambulante Geburt, Frühentlassung, Betreuung durch Hebammen u.a.), damit eventuell auch die Bedingungen für die frühzeitige Entdeckung von signifikanten Herzerkrankungen bei Neugeborenen.

Methodik: Nach der Beobachtung problematischer Einzelfälle wurden alle Neugeborenen analysiert, die von 8/1998 bis 12/2003 stationär im Herzzentrum aufgenommen wurden. (n=486) Verschiedene Aspekte wurden untersucht mit dem Ziel eventuelle Schwachpunkte aufzudecken. Hier soll der präoperative Verlauf im Vordergrund der Betrachtung stehen.

Ergebnisse: Für die Gesamtgruppe aller Herzoperationen im Kindesalter zeigt sich seit 1998 ein Abfall der operativen Sterblichkeit auf Werte zwischen 1 und 2%. Etwa ein Drittel der Operationen ist im Neugeborenenalter erforderlich. Dort konzentrieren sich die komplexen bzw. die hochgradigen Fehlbildungen und auch die Mortalität (˜ 10%). Beispielhaft werden die Gruppen der Transposition der großen Arterien (TGA) und der unterbrochene Aortenbogen (IAA) dargestellt (Op.-Sterblichkeit TGA 1/60; IAA 0/17). In beiden Gruppen finden sich jedoch präoperative Verläufe mit schwerwiegenden, aber potentiell vermeidbaren Problemen und ungewisser Langzeitprognose.

Neugeborene mit Herzerkrankungen wurden in dem Beobachtungszeitraum von mehr als 80 verschiedenen Einrichtungen oder Personen zugewiesen. Offensichtlich bestehen sehr unterschiedliche technische und personelle Vorraussetzungen und zwangsläufig auch unterschiedlich umfangreiche Erfahrungen.

Schlussfolgerungen: Nach Analyse der Entwicklung des eigenen Patientengutes und unter den Eindruck ausgewählter Fallbeispiele scheint ein potentiell vermeidbares Risiko für die präoperative Morbidität mit ungewisser Langzeitprognose zu existieren. Besonders betrifft das Neugeborene mit ductusabhängigen Fehlbildungen in den ersten 2–3 Lebenswochen. Weiterbildungs- und Fortbildungsziele und -inhalte sollten entsprechend definiert und allen an der Betreuung Beteiligten noch gezielter vermittelt werden. Die Bestimmung der O2-Sättigung sollte als Suchmethode stärker verbreitet und beachtet werden.