Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 64
DOI: 10.1055/s-2004-829269

Niroskopie (NIRS): Spontane Schwankungen der cerebralen Oxygenierung und Hämodynamik bei Frühgeborenen

W Burkhardt 1, M Rüdiger 1, H Hammer 1, H Proquitté 1, RR Wauer 1
  • 1Klinik für Neonatologie Campus Mitte, Otto-Heubner Centrum, Charité – Universitätsmedizin Berlin (Berlin, Deutschland)

Hintergrund: NIRS ist eine bewährte Methode, die in der Neonatologie zur Erfassung akuter Veränderungen (z.B. unter Surfactantapplikation – Edwards et al.) schon vielfach eingesetzt wurde. Die klinische Einordnung dieser Messwerte ist bisher aber noch schwierig. So zeigten sich interessanterweise beim niroskopischen Langzeitmonitoring (2h) an gesunden, reifen Neugeborenen auch zyklische Schwankungen der gemessenen Parameter (Urlesberger et al.). Die Interpretation bei Frühgeborenen wird je nach Gestationsalter durch die unreife cerebrale Autoregulation erschwert, die die NIRS-Daten beeinflusst (Boylan et al.).

Fragestellung: Wie verhalten sich unter Ruhebedingungen die niroskopisch gemessenen Parameter bei Frühgeborenen auf einer neonatologischen Intensivstation?

Methodik: An 5 beatmeten Frühgeborenen (26.-29. SSW) wurden mehrfache NIRS-Messungen mittels Niro 200 (Hamamatsu Photonics Deutschland) jeweils für 90min (±5) durchgeführt. Ausgewertet wurden 60min einer zusammenhängenden Ruhephase. Die Veränderungen der NIRS-Daten (oxygeniertes und totales Hb, Tissue Oxygenation Index, Tissue Haemoglobin Index) wurden als Differenz aus Maximum und Base line berechnet.

Ergebnisse: Unter Ruhebedingungen über 60min traten regelmäßig verteilt im Mittel 4,5 (±0,9) spontane Schwankungen pro 5 Minutenintervall auf. Hierbei ergaben sich als Mittelwerte der einzelnen Schwankungen: oxyHb 2,07 (±0,4)µmol/l, totales Hb 2,9 (±0,6)µmol/l, TOI 2,5% (±0,2) und THI 4,5% (±0,5). Die Vitalparameter waren im gleichen Verlauf stabil.

Schlussfolgerung: Die Niroskopie zeigte sich in unserer Studie als praktikabel im Einsatz an Frühgeborenen, so dass ein unbeeinträchtigtes Monitoring möglich war. Bei mehrfachen Messungen waren die Daten reproduzierbar. Als neonatologisches Langzeitmonitoring erscheint die Niroskopie erst dann sinnvoll, wenn diese individuellen spontanen Schwankungen unter Ruhe erfasst werden. Im intraindividuellen Vergleich ist es dann möglich, die Messung von akuten Veränderungen zu beurteilen.