Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 63
DOI: 10.1055/s-2004-829268

Assoziation von intrakranieller Hämorrhagie, systemischer Inflammationsreaktion und Endothelaktivierung in der Nabelschnur bei Frühgeborenen

D d'Alquen 1, BW Kramer 1, S Seidenspinner 1, A Marx 2, D Berg 3, P Groneck 4, CP Speer 1
  • 1Universitäts-Kinderklinik Würzburg
  • 2Pathologisches Institut der Universität Würzburg
  • 3Kinderkrankenhaus, Kliniken der Stadt Köln
  • 4Kinderklinik, Klinikum Leverkusen, Deutschland

Fragestellung: Chorioamnionitis und Omphalovaskulitis sind mit Frühgeburtlichkeit und Morbidität assoziiert. Wir konnten vor kurzem zeigen, dass es bei Frühgeborenen mit Omphalovaskulitis im Rahmen einer systemischen Inflammationsreaktion zu einer Hochregulation von Adhäsionsmolekülen in der Nabelschnur kommt. Es stellte sich die Frage, ob die Endothelzellaktivierung in der Nabelschnur Ausdruck einer generalisierten Endothelaktivierung ist und somit Einfluss auf die Inzidenz der intrakraniellen Hämorrhagie (ICH) nehmen kann. Wir untersuchten daher die Häufigkeit einer ICH bei Frühgeborenen mit Chorioamnionitis und Omphalovaskulitis und deren Zusammenhang mit Expression von Nabelschnuradhäsionsmolekülen und systemischer Inflammationsreaktion. Weiterhin war die Frage, ob ein einfach zu bestimmender Laborparameter wie der CRP-Spiegel post partum sowohl die systemische Inflammationsreaktion als auch die Hochregulation der Adhäsionsmoleküle in der Nabelschnur bei Frühgeborenen mit Omphalovaskulitis widerspiegelt. Methoden: Paraffin-eingebettete Nabelschnüre von 32 Frühgeborenen (Geburtsgewicht Median 925g, 95% Konfidenzintervall (KI) 568–1742g, Gestationsalter Median 26 Wo, KI 23–31 Wo) wurden nach histologischem Befund in 3 Gruppen eingeteilt: Omphalovaskulitis (n=11), Chorioamnionitis (n=9), Kontrollgruppe (n=12). Immunhistochemische Färbungen wurden für E-Selektin, VCAM-1 und ICAM-1 durchgeführt. IL-6 im Nabelschnurblut wurde mittels ELISA bestimmt. Der initiale CRP-Spiegel wurde direkt post partum bestimmt. Die ICH wurde anhand regelmäßig durchgeführter Schädelsonographien diagnostiziert. Ergebnisse: Bei Omphalovaskulitis war der CRP-Spiegel mit 12mg/l (Median, KI 0–21,5) im Vergleich zur Kontroll- und Chorioamnionitisgruppe mit ausschließlich negativem CRP-Spiegel, erhöht (p<0,005 und p<0,05). Der CRP-Wert korrelierte mit der Expression von E-Selektin (Korrelationskoeffizient tau 0,58; p<0,0005), VCAM-1 (tau 0,49; p<0,0005) und ICAM-1 (tau 0,57; p<0,0005) in der Nabelschnur, sowie mit der Konzentration von IL-6 im Nabelschnurblut (tau 0,5; p<0,0005). Frühgeborene mit ICH (n=11) zeigten eine erhöhte Expression von ICAM-1 auf Endothel von Nabelschnurarterie und -vene (p<0,05 und p<0,005) sowie eine erhöhte Konzentration von IL-6 im Nabelschnurblut und CRP post partum (p<0,01 und p<0,005) im Vergleich zu Frühgeborenen ohne ICH (n=21). Bei Omphalovaskulitis war eine ICH mit 7/11 absoluter Inzidenz häufiger als bei Chorioamnionitis mit 0/9 (p<0,005); der Unterschied zur Kontrollgruppe mit 4/12 war aufgrund der geringen Fallzahl nicht signifikant. Schlussfolgerung: Der initiale CRP-Spiegel als einfach zu bestimmender Parameter scheint sowohl die Hochregulation von Adhäsionsmolekülen in der Nabelschnur als auch die systemische Inflammationsreaktion bei Omphalovaskulitis widerzuspiegeln. Wir vermuten, dass eine systemische Inflammationsreaktion und die generalisierte Aktivierung von Endothelzellen bei der Entstehung der ICH eine Rolle spielen.