Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 54
DOI: 10.1055/s-2004-829259

Spenderexposition von VLBW-Kindern nach Änderung der Transfusionsrichtlinien

S Krause 1, A von Gise 1, A Pruss 1, R Wauer 1, F Guthmann 1
  • 1Klinik für Neonatologie, Charité – Campus Mitte (Berlin, Deutschland)

Fragestellung: Das Infektionsrisiko bei einer Transfusion steigt mit der Anzahl der Spender. Seit der Änderung der Transfusionsrichtlinien im Juli 2000 ist die Lagerungs- und Verwendungsdauer von Erythrozytenkonzentraten (EK) für VLBW-Kinder deutlich verkürzt und die Bestrahlungsindikation hat sich verändert. Gleichzeitig wird eine möglichst niedrige Spenderexposition gefordert. Wir haben deshalb, bei unveränderter Indikation zur Transfusion, das Transfusionsmanagement in unserer Klinik geändert. Im Rahmen der Qualitätssicherung wollten wir prüfen, ob sich durch die Umsetzung des Transfusionsgesetzes eine Erhöhung der Spenderexposition bei VLBW-Kindern ergibt oder, ob diese durch ein verbessertes Transfusionsmanagement wie kleinere Portionierung der Erythrozyten-konzentrate (EK) und Bestrahlung der Satellitenbeutel vermeiden lässt.

Methodik: Es wurden retrospektiv Daten von je 50 VLBW-Kindern vor und nach Umsetzung der neuen Transfusionsrichtlinien ausgewertet, die in diesem Zeitraum in unserer Klinik geboren und stationär behandelt wurden. Erfasst wurden neben Gewicht, Reife und Dauer des stationären Aufenthaltes, die Anzahl der EK-Transfusionen und die Anzahl der Spender. Die statistische Auswertung erfolgte mit einem nichtparametrischen Test.

Ergebnisse: Von den 50 Kindern vor Änderung der Transfusionsrichtlinien (geb. 16.8.99 bis 30.6.00) wurden 35 Kinder transfundiert, von den 50 Kindern nach Änderung der Transfusionsrichtlinien (geb. 1.1.01 bis 19.10.01) wurden 41 Kinder transfundiert. Beide Gruppen unterscheiden sich hinsichtlich Gewicht und Reife sowie Krankenhausaufenthalts-dauer nicht voneinander. Die Anzahl der Transfusionen und Spender pro Kind sind in der folgenden Tabelle aufgeführt.

vor Änderung der Transfusionsrichtlinien

nach Änderung der Transfusionsrichtlinien

p

EK/KindMedian (P25–75)

3 (2–6)

4 (2–9)

n.s.

Spender/KindMedian (P25–75)

2 (1–3)

2 (1–3)

n.s.

Schlussfolgerung: Mit der Änderung der Transfusionsrichtlinien wurden die Lagerungsdauer von EK für Transfusionen von VLBW-Kindern von 14 Tagen auf 7 Tage sowie die Verwendungsdauer von 24 auf 6 Stunden reduziert. Um einer zu erwartenden Erhöhung der Spenderexposition zu begegnen, haben wir in unserer Klinik das Transfusionsmanagement durch kleinere Portionierung der EK (30–50ml) und Bestrahlung erst nach Portionierung verbessert. In unserer Untersuchung konnten wir zeigen, dass trotz einer Änderung der Transfusionsrichtlinien in unserer Klinik keine Erhöhung der Spenderexposition auftrat.