Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 44
DOI: 10.1055/s-2004-829249

Praktikabilität und Sicherheit peripherer arterieller Zugänge (pAK) in der Überwachung von Frühgeborenen (FG) mit einem Geburtsgewicht (GG) <1500g auf der neonatologischen Intensivstation

W Breuer 1, C Hünseler 1, A Kribs 1, B Roth 1
  • 1Klinikum Poliklinik der Allg. Kinderheilkunde (Köln, Deutschland)

Fragestellung: Zu einer optimalen Überwachung des kritisch kranken FG gehören die kontinuierliche arterielle RR-Messung und die Gewinnung von Blutproben. Zudem leistet der arterielle Zugang einen wichtigen Beitrag zur Reduktion von Distress.

Die Anlage eines Nabelarterienkatheter (NAK) ist in der Neonatologie etabliert. Wegen des relativ hohen Komplikationspotentials des NAK findet die Verwendung von pAK in der Neonatologie zunehmend Anwendung. Angaben zur Durchführbarkeit und zur Sicherheit von pAK in einem größeren Kollektiv von FG <1500g gibt es bisher nicht.

Methode: Retrospektive Analyse der Daten von 490 FG mit einem GG <1500g aus den Jahrgängen 1999–2003 im Hinblick auf folgende Parameter: Gestationsalter(GA), Gewicht (GG), Blutentnahmen/pAK, pAK-Lage in situ (h), Grund für Entfernung der Arterie, Komplikationen, Punktionsort (pAK).

Material: Verweilkanülen 24 GA/26 GA 0.75 IN von BD, NAK 2,5 CH von Sherwood, kontinuierliche Druckspülung mit einer heparinisierten Spüllösung (NaCl 0,9% + 0,5–1 E Heparin/ml NaCl 0,9% mit 0,5–1ml/h).

Ergebnisse: Insgesamt wurden 532 FG erfasst, 490 Patientenakten waren zum Zeitpunkt der Auswertung definitiv verfügbar. 137 (25,8%) FG (GA: 26+2 SSW, GG: 753g) wurden mit insgesamt 158 pAK versorgt. Die Aa. radialis wurden in 122 Fällen (77,2%) punktiert, daneben Aa. tibialis post. (32 Fälle=20,2%) und Aa. ulnaris (4 Fälle=2,5%). Anlage des pAK unter diaphanoskopischer Sicht. Vor Punktion diaphanoskopische Darstellung der versorgenden Arterien und/oder Durchführung eines modifizierten Allen-Test zur Sicherstellung der Durchblutung.

Die Verweildauer des pAK in situ betrug im Mittel 64,6h, Spannbreite 1–225h, (NAK 97,4h), 11 Blutentnahmen/pAK (17,2 Blutentnahmen/NAK). 69 pAK (43,7%) wurden wg. Thrombosierung der Kanüle entfernt, 24 (15.2%) pAK führten zu einer Perfusionsstörung der distalen Extremität, 2 pAK dislozierten akzidentell. 12 NAK (31%) mussten unplanmäßig entfernt werden (Grund: Perfusionsstörung, Thrombosierung, V.a. Katheterinfektion). Bleibende Schäden (Haut- o. Weichteiläsion, neurologisches Defizit) wurden nach pAK-Anlage nicht beobachtet.

Die kontinuierliche arterielle Blutdruckmessung über pAK ist allen Fällen ohne Probleme möglich gewesen. Die perkutane Kanülierung einer Arterie ist technisch einfach, 108(68%) der Katheteranlage wurde von Assistenten in der Weiterbildung durchgeführt.

Schlussfolgerung: Die perkutane periphere arterielle Katheteranlage auf der neonatologischen Intensivstation bei FG <1500g ist praktikabel und sicher. Im Vergleich zum NAK ist die Anlage weniger zeitaufwändig und technisch einfacher. Eine vorzeitige Entfernung des pAK aufgrund einer Thrombosierung ist häufig. Verbesserungen zur Haltbarkeit der pAK könnten die Effizienz steigern (z.B. Erhöhung der Flussgeschwindigkeit?, Steigerung der Heparindosis?).