Einleitung: Das abdominelle Kompartment-Syndrom ist ein im pädiatrischen/kinderchirurgischen
Krankengut selten beschriebenes Krankheitsbild, welches vorwiegend im Rahmen von entzündlichen
Prozessen wie nekrotisierender Enterokolitis, Enterokolitis bei M. Hirschsprung, aber
auch als Folge eines abdominellen Traumas oder raumfordernder intraabdomineller Prozesse
beobachtet wird. Die vitale Gefährdung durch den raschen Anstieg des intraabdominellen
Druckes führt vor allem zur Beeinträchtigung der kardiopulmonalen und renalen Funktion
und erfordert deshalb eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Kasuistik: Bei der routinemässigen Vorsorgeuntersuchung unserer Patientin im Alter von 4 Wochen
fällt eine ausgeprägte abdominelle Distension auf. Die weitergehende Diagnostik ergibt
den Nachweis eines Neuroblastoms Stadium IV S ausgehend von der linken Nebenniere.
Die fulminante hepatische Tumorprogression führt zur intraabdominellen Druckerhöhung
mit beginnender minderperfusionsbedingter Niereninsuffizienz sowie zu einer progredienten
respiratorischen Beeinträchtigung. Deshalb erfolgt zunächst der Versuch das Tumorwachstum
durch den Beginn einer cytostatischen Therapie nach dem Protokoll NB 97 Block N4 einzudämmen.
Trotzdem wächst der Tumor unvermindert weiter und führt in Kürze zu einer beatmungspflichtigen
Ateminsuffizienz. Die sich rasch entwickelnde untere Einflussstauung, die Oligo-Anurie,
die katecholaminpflichtige Kreislaufinsuffizienz sowie das Zuspitzen der Beatmungssituation
erzwingen eine abdominelle Druckentlastung, weshalb eine Laparostomie mit Einnähen
einer Silastikfolie durchgeführt wird. Hierdurch gelingt es, die Beatmungs- und Kreislaufsituation
sowie die Nierenfunktion eindrücklich innert kürzester Zeit zu verbessern. Die Regression
der Tumorgröße erlaubt im Verlauf das schrittweise Raffen der Laparostomie mit einem
endgültigen Verschluss der Bauchdecke nach 5 Wochen. Das heute 9 Monate alte Kind
entwickelt sich zeitgerecht und befindet sich aus onkologischer Sicht in kompletter
Remission.
Schlussfolgerung: Beim abdominellen Kompartment-Syndrom mit vitaler Gefährdung stellt die Laparostomie
unter intensivmedizinischer Betreuung ein effizientes Behandlungsverfahren dar.