Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 27
DOI: 10.1055/s-2004-829232

Sinus urogenitalis: Prä- und postpartale Sonographie, postpartales MRT und intraoperativer Befund

M Thiel 1, H Klumpp 2, R Kaup 3, R Stressig 4, H Bartel 3, T von Lilien-Waldau 1
  • 1Kinderklinik
  • 2Kinderchirurgie
  • 3Radiologie des Florence Nightingale Krankenhauses der Kaiserswerther Diakonie
  • 4Praxis für Humangenetik und Präpartale Diagnostik (Düsseldorf, Deutschland)

Einleitung:

Zu den häufigsten intraabdominellen Raumforderungen im Neugeborenenalter und damit auch zu den am häufigsten präpartal diagnostizierten Raumforderungen zählen Ovarialzysten.

Kasuistik:

Wir berichten über ein Neugeborenes mit ansonsten unauffälliger Krankengeschichte, bei dem präpartal sonographisch eine riesige Raumforderung diagnostiziert wurde. Es bestand der V.a. eine Ovarialzyste (Abb. 1).

Die Geburt erfolgte per Sectio und war insgesamt unkompliziert. Klinisch war eine Resistenz zu tasten, die nahezu das gesamte Abdomen umfasste. Die Vagina erschien relativ kurz. Die postpartale Sonographie konnte die vorliegenden Befunde nicht weiter spezifizieren, daher wurde eine MRT angeschlossen, die eine bessere Darstellung der Beziehungen der zystischen Raumforderung zu den angrenzenden Strukturen zeigte (Abb. 2).

Abb. 1: Präpartale Sonographie.

Abb. 2: Postpartales MRT, Uterus mit Pfeil markiert.

Insbesondere der Nachweis eines Uterus am oberen Pol der ovalären Raumforderung führte zu dem dringenden Verdacht, dass es sich bei der „Zyste“ um die Vagina handelt. Unter dieser Vorstellung wurde daher von vaginal eine Punktion durchgeführt, die zur Entleerung von reichlich Sekret führte. Es wurde ein Katheter in diese Kavität eingelegt und dieser, nachdem die Sekretion zum Erliegen gekommen war, gezogen. Es handelte sich nicht wie ursprünglich angenommen um eine außergewöhnlich große Ovarialzyste, sondern um einen Sinus urogenitalis, synonym mit persistierender Kloake.

Anatomie:

Weitere Untersuchungen, insbesondere eine Chromosomenanalyse und endokrinologische Tests lieferten erwartungsgemäß keine zusätzlichen Erkenntnisse. Neben vorwiegend sonographischen Verlaufsuntersuchungen sind für die Zukunft operative Rekonstruktionsmaßnahmen geplant.

Fazit:

  • Aufgrund der übersichtlicheren Darstellung war aufgrund der Größe des Befundes die MRT die günstigere Methode zur Diagnosefindung.

  • Als Screening und zur Verlaufskontrolle ist die Sonographie die Methode der Wahl.

  • Retrospektiv ist die Korrelation zwischen präpartal-sonographischen und postpartal-kernspintomographischen Befunden höher als zwischen den präpartal und postpartal-sonographischen.