Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 21
DOI: 10.1055/s-2004-829226

Periodische Katecholamin- Freisetzung eines zentralen Venenkatheters: ein bisher nicht beschriebenes Problem bei einem Säugling

J Kaufmann 1, B Roth 1
  • 1Universitäts-Kinderklinik Köln, Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (Köln, Deutschland)

Das Abknicken von Zentralvenenkathetern (ZVK) ist eine bekanntes Problem. Es kann dadurch zu einer vollständigen Obstruktion kommen. Wir vermuten, dass ein Knicken unter bestimmten Vorraussetzungen bei einer kontinuierlichen Medikamentengabe über eine automatische Spritzenpumpe die Medikamentenverabreichung bis zum Erreichen eines noch von der Pumpe tolerierten Druckes verzögern kann. Wenn der erreichte Druck genügt, um die Obstruktion zu überwinden, könnte es zu einer Medikamentenfreisetzung mit einem Druckabfall im System kommen, der zur Verabreichung eines Bolus führt und den genannten Mechanismus von Neuem beginnen lässt. Damit würde die gewünschte kontinuierliche Verabreichung zu einer zyklischen Bolusapplikation verändert. Wir beschreiben einen Fall in dem wir einen solchen Mechanismus postulieren.

Fallbericht:

Wir beobachteten eine periodische Katecholamin- Freisetzung bei kontinuierlicher Applikation durch eine automatische Spritzenpumpe bei einem 6 Tage alten und 2,5 Kilo wiegenden weiblichen Neugeborenen nach Norwood I-Operation bei Hypoplastischem Linksherzsyndrom. Fünf Inotropika (jeweils µg/kg/min: Dopamin 5; Dobutamin 6; Adrenalin 0,2; Noradrenalin 0,3 und Milrinon 0,2) wurden über einen Schenkel eines ZVK via Vena femoralis links mit einem Fluss von insgesamt 2,2ml/h verabreicht. Neben vielen anderen Parametern wurde auch der arterielle Blutdruck invasiv in der Arteria femoralis links gemessen. Wir beobachteten zwölf Stunden nach Aufnahme bei unveränderter Katecholamingabe periodische Blutdruckschwankungen während 2 Stunden, die sich noch im Rahmen der gewählten Alarmgrenzen bewegten (Systolischer Blutdruck schwankte zwischen 50 und 70, Mitteldruck zwischen 40 und 55mmHg). Die Periodik eines jeden Zyklus war im Durchschnitt 8min. und 43s. lang (Standardabweichung 42s., Rang von 7min. 40s. bis 9min. 50s.). Da der Monitor über eine Trendfunktion verfügte, konnten wir diese periodischen Schwankungen dokumentieren. Wir stellten dann fest, dass das Kind trotz kontinuierlicher Analgosedierung etwas wacher geworden war und das linke Bein in leicht angezogener Haltung neu positioniert hatte. Nach Repositionierung des Beins verschwand das Phänomen. Wir haben zusätzlich die Flussrate am Katheter durch Verwendung veränderte Verdünnungen erhöht.

Diskussion:

Auch wenn es bisher keine Veröffentlichungen zu einem solchen gibt, glauben wir, dass nur ein mechanisch zu erklärender Ablauf diese Symptomatik ermöglichen kann. Wir werden versuchen, diesen Mechanismus in vitro darzustellen. Wir halten dieses Phänomen für bedeutsam, weil die Gefahr besteht, dass auf die Blutdruckschwankungen mit Veränderungen der Katecholaminraten und nicht mit Wiederherstellen ihrer kontinuierlichen Applikation reagiert wird.