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DOI: 10.1055/s-2004-829223
Die spontane Magenperforation im Neugeborenenalter
Hintergrund: Ätiologie und Pathogenese der im Neugeborenenalter seltenen spontanen Magenperforationen sind oft nicht sofort erkennbar. Peritonitiszeichen und Sepsis sind bereits Spätsymptome. Daher besteht eine hohe Letalität infolge verspäteter Diagnostik und Therapie.
Patienten: Zwischen 1977 und 2003 wurden 3 Neugeborene mit im postnatalen Verlauf auftretender spontaner Magenperforation, (1) männl., 3040g, 52cm, APGAR 9/10/10, (2) männl., SGA, 2580g, 49cm, APGAR 1/5/7/9; (3) weibl., Frühgeborenes 28. SSW, SGA, 580g, 30cm, APGAR 4/8/9, per Sectio entbunden. Die Sectioindikationen waren Geburtsstillstand (1), hochpathologischer Doppler und Retardierung bei mütterlichem Diabetes (2) sowie der Verdacht auf HELLP-Syndrom (3). Nach intensivmedizinischen Maßnahmen (Kreislaufstabilisierung, Pufferung, Antbiotika, Dexamethason, Lepinal u.a.) sowie zusätzlicher Beatmung und nCPAP-Atemhilfe bei den 2 SGA-Neugeborenen, traten zwischen dem 3. und 4. Lebenstag typische Symptome einer gastrointestinalen Perforation auf, die röntgenologisch und/oder sonographisch bestätigt wurde. Patient 1 wies an der großen Magenkurvatur ab der Cardia eine 6×1,5cm große Perforation der Seromuscularis mit prolabierender 1×1cm perforierter Mucosa ohne sichere Wandtexturstörung auf. Am Folgetag kam es zum Exitus letalis. Patient 2 hatte eine Perforation über die gesamte große Kurvatur mit massiver Blutung in den Bauchraum. Nach Übernähung der Perforationsstelle, Lavage, Drainierung und intensivmedizinischer Versorgung konnte ab dem 7. postoperativen Tag erfolgreich mit dem oralen Nahrungsaufbau begonnen werden. Histologisch fanden sich eine abgeflachte Mukosa, blutig ödematöse Submucosa und Muskulatur ohne sicheren Texturdefekt. Patient 3 zeigte eine 2×3cm cardianahe Perforation an der großen Kurvatur. Außer der Serosa fehlte ein typischer Magenwandaufbau, so dass eine wirksame Übernähung und Blutstillung nicht möglich waren. 10 Tage später trat der Tod nach Multiorganversagen ein.
Diskussion: Hyxpoxie, hohe Beatmungsdrücke, Fehlsondierung, Medikamente (Kortikoide u.. a.), lokale Entzündungen und kongenitale Magenwandtexturstörungen werden einzeln und kombiniert als mögliche Ursachen einer spontanen neonatalen Magenperforation angesehen. Dies trifft auch für unsere Patienten zu. Fall 3 zeigte eindeutige Texturstörungen der Magenwand.
Schlussfolgerungen: Die neonatale Magenperforation ist eine lebensbedrohliche Komplikation, die selten auftritt, meist spät erkannt wird und dadurch mit einer hohen Letalität belastet ist. Neben Magenwandtexturstörungen müssen auch neonataler AZ und intensivmedizinische Maßnahmen als Auslöser angesehen werden.