Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 13
DOI: 10.1055/s-2004-829218

Gecuffter Endotrachealtubus zur Okklusion einer tracheo-ösophagealen Fistel eines ELBW-Frühgeborenen

M Lücking-Famira 1, S Schulzke 1, J Hammer 1
  • 1Neonatologie/Pädiatrische Intensivmedizin am Univ.-Kinderspital beider Basel (UKBB) (Basel, Schweiz)

Grosskalibrige distale tracheo-ösophageale Fisteln (TEF) können die Beatmung des sehr kleinen Frühgeborenen mit schwerem Atemnotsyndrom kompromittieren, bedingt durch ein Luftleck über die „low-resistance“ TEF mit nachfolgender abdominaler Distension, intestinaler Ruptur und Peritonitis. Neben dem primären chirurgischen Fistelverschluss müssen bei sehr kleinen und/oder klinisch instabilen Früh-und Neugeborenen nicht-invasive Formen des temporären Fistelverschlusses erwogen werden: Neben dem transtrachealen oder transabdominalen Fistelverschluss durch einen Fogarty-Embolektomie-Katheder kann bei Ursprung der Fistel proximal von Carina und Hauptstammbronchien diese durch den Cuff eines Endotrachealtubus temporär okkludiert werden. Traditionelle Lehrmeinungen stehen der Anwendung gecuffter Endotrachealtuben bei Neonaten und jungen Säuglingen äusserst reserviert gegenüber: Wir stellen dieses Diktum durch den erfolgreichen temporären Verschluss einer großkalibrigen distalen TEF mithilfe eines neuen Endotrachealtubus mit „high-volume-low-pressure“-cuff bei einem sehr kleinen Frühgeborenen infrage.

Kasuistik: Ein frühgeborener Knabe (GG 770 gr.) wird bei vorzeitiger Placentalösung in der 27+2 SSW entbunden. Nach primärer Intubation (Portex® 2.5mm ID) bei schwerem Atemnotsyndrom bestätigt sich der klinische Verdacht einer Oesophagusatresie mit distaler tracheo-ösophagealer Fistel röntgenologisch. Nach initialer Stabilisierung (unter Surfactantgabe und primärer Hochfrequenzoszillationsbeatmung) entwickelt sich, bedingt durch das tracheale Luftleck, eine schwere abdominelle Distension und Pneumoteritoneum trotz Gastrostomie. Nach Umintubation mit Microcuff® 3.0mm ID kann die TEF fiberendoskopisch dargestellt und das Luftleck durch Inflation des Cuffs okkludiert werden (Tag 5 pp). Nach klinischer Stabilisierung können die TEF unterbunden, die Oesophagusstümpfe primär anastomosiert sowie ein PDA ligiert werden (Tag 10 pp). Unmittelbar nach operativem TEF-Verschluss zeigen eine starre Bronchoskopie sowie eine folgende flexible Bronchoskopie vor erfolgreicher Extubation an Tag 27 pp. keinen Hinweis für eine tracheale Mukosaschädigung oder eine Tracheomalazie.