Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 5
DOI: 10.1055/s-2004-829210

Einfluss der Analgo-Sedierung auf den Sauerstoffverbrauch bei beatmeten kritisch kranken Kindern

M van Laak 1, M: Emmel 1, C Bauerfeld 1, C Hünseler 2, F Pillekamp 1, B Roth 2, K Brockmeier 1
  • 1Klinik- und Poliklinik für Kinderkardiologie, Köln
  • 2Klinik und Poliklinik für Kinderheilkunde (Köln, Deutschland)

Fragestellung:

Schmerz und vermehrte Unruhe sind Stressfaktoren, die zu einer Erhöhung des Sauerstoffverbrauchs führen können. Kritisch kranke Patienten, bei denen durch Krankheit bedingt das Sauerstoffangebot eingeschränkt sein kann, können dadurch gefährdet werden. Wir untersuchten deshalb den Sauerstoffverbrauch und dessen Änderung durch Analgo-Sedativa bei beatmeten Kindern.

Patienten und Methode:

Wir haben bei 32 Patienten (Alter 1–1223d; Median 121d) den Sauerstoffverbrauch gemessen, die auf der pädiatrischen Intensivstation mit einem geschlossenen System, dem Continuous Flow-Gerät Servo Ventilator 300 (R) der Firma Siemens (R), bei dem die gesamte in- und exspiratorische Atemluft analysiert werden konnte, beatmet wurden. Wir bestimmten den Sauerstoffverbrauch vor und nach Medikamentengabe bzw. vor und nach Änderung der kontinuierlichen Analgo-Sedierung. Gründe für die Analgo-Sedierung waren akute Unruhe oder vor endotrachealem Absaugen. Die Patienten erhielten Barbiturate (n=19) in Form von Thiopental oder Pentobarbital, Opioide (n=8) in Form von Fentanyl oder Dipidolor, Benzodiazepine (n=3) als Midazolam oder eine gleichzeitige Gabe von Barbiturat plus Opioid (n=2). Die Messung des Sauerstoffverbrauchs erfolgte mit dem Deltatrac II(R) (Fa. Datex Engström). Gemessen wurde der steady-state vor Medikamentengabe und der wiedererreichte steady-state nach Medikamentengabe. Als Vergleichsparameter wurde der Sedierung-Score nach Hartwig et al. (Eur J Pediatr 150:784–88, 1992) bestimmt.

Ergebnisse:

Vor, bzw. bei niedrig dosierter Analgo-Sedierung lag der mediane Sauerstoffverbrauch für alle vier Gruppen gemeinsam bei 8,65 (Interquartilsabstand: 6,81–10,58)ml/kg/min, nach Medikamentengabe oder -erhöhung der Analgo-Sedierung bei 7,54 (Interquartilsabstand: 5,63–9,12)ml/kg/min (p<0,00). Für die einzelnen Gruppen gilt:

Wirkstoffgruppe

Median (Inter-quartilsabstand)VO2Vor (ml/kg/min)

Median (Inter-quartilsabstand)VO2Nach (ml/kg/min)

p-Wert(nach Wilcoxon)

Barbiturate n=19

8,87 (6,91–10,76)

7,49 (5,31–9,63)

0,001

Opioide n=8

8,21 (6,05–12,86)

7,51 (5,66–9,00)

0,401

Benzodiazepine n=3

7,84 (4,24–17,11)

7,80 (2,38–12,79)

– (kl. Fallz.)

Barbiturat+Opioid n=2

8,78 (7,50–10,05)

7,83 (7,26–8,39)

– (kl. Fallz.)

Insgesamt n=32

8,65 (6,81–10,58)

7,54 (5,63–9,12)

<0,00

Der Sedierung-Score nach Hartwig sank im Median von 9,5 vor Analgo-Sedierung auf 9,0 nach Analgo-Sedierung.

Schlussfolgerung:

Durch Analgo-Sedierung lässt sich der Sauerstoffverbrauch von beatmeten Kindern, besonders in der Gruppe der Barbiturate, signifikant reduzieren. Somit kann beim kritisch kranken Patienten mit diesen Maßnahmen das Verhältnis von Sauerstoffangebot und -bedarf positiv beeinflusst werden.