Einleitung:
Eine ein- oder beidseitige Gynäkomastie wird in Phasen der hormonellen Umstellung
beim männlichen Geschlecht, insbesondere der Pubertät, häufig angetroffen.
1841 beschrieb Poland erstmals das gleichnamige Syndrom, u.a. gekennzeichnet durch
unilaterale muskulo-skelettale Fehlbildungen des Thorax und der oberen Extremität
sowie eine Hypo- bis Aplasie von Brustdrüse und Mamille.
Wir berichten über einen 16jährigen Adoleszenten mit einseitiger Gynäkomastie bei
kontralateralem Poland-Syndrom.
Methode:
Anlass zur Vorstellung des Adoleszenten in der Senologischen Diagnostik war eine auffällige
„Anisomastie“. Die weitere Diagnostik bestand in der sorgfältigen klinischen Untersuchung,
der standardisierten Mammasonographie (7,5–13MHz) sowie einer einseitigen Röntgenmammographie
in einer Standardebene (Oblique).
Ergebnisse:
Die klinische Untersuchung zeigte einseitig eine Brustentwicklung äquivalent dem Thelarche
Tanner-Stadium B3. Auf der Gegenseite imponierte eine Aplasie des Drüsengewebes mit
tiefsitzender, hypoplastischer Mamille.
Sonographisch bestätigte sich eine einseitige Gynäkomastie zudem der klinische Eindruck
einer zusätzlichen Aplasie der Pektoralis-Muskulatur bei kontralateralem Poland-Syndrom.
Mammographisch zeigte sich ebenfalls das typische Bild einer Gynäkomastia vera.
Schlussfolgerung:
Die peripubertäre Gynäkomastie bedarf in der Regel keiner invasiven Diagnostik, auch
primär keiner therapeutischen Intervention. In der Mehrzahl der Fälle ist die Veränderung
nur vorübergehend, mit einer spontanen Remission darf gerechnet werden.
Eventuell empfiehlt sich eine psychologische Betreuung der betroffenen jugendlichen
Männer, wenn der Befund wie in diesem Fall durch das kontralateral bestehende Poland-Syndrom
besonders eindrucksvoll hervortritt.