Zentralbl Gynakol 2004; 126 - 6_012
DOI: 10.1055/s-2004-828793

Neue biophysikalische Ansätze zum Verständnis dynamischer Restrukturierungsprozesse des Myometriums

D Labeit 1, W Zieger 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Mannheim

Fragestellung: Unsere Arbeitsgruppe konnte im Rahmen des humanen Genomprojektes mehrere Gene aus dem menschlichem Genom isolieren, die Aufbau, Funktion und Restrukturierung des Muskels bei Belastung bestimmen und mit Muskelfunktionsstörungen assoziiert sind. Das Zusammenspiel dieser Gene soll näher beschrieben werden, um Muskelfunktionsstörungen besser verstehen zu können.

Material: Myometriumbiopsien aus der Uterotomie nach Sectio.

Methodik: Der Vergleich der Genexpression von funktionalem mit dysfunktionalem bzw. gravidem und nicht-gravidem Myometrium ermöglicht die funktionsrelevanten Gene zu identifizieren und ihren Beitrag bei Muskelfunktionsstörungen zu ermitteln. Anschließend Isolierung der Einzelmyofibrillen und Korrelationsstudien der biophysikalischen Eigenschaften (Dehnungsmessungen mit der Einzelmyofibrillenmechanik und der „Atomic Force Microskopy“) mit klinischen Störungen, um die funktionsrelevanten Gene zu isolieren und anschließend deren Funktion innerhalb transgener Tiermodelle („knock-out-Technologie“), mit Mikroinjektionsstudien und der Antisense Oligonukleotide-Technologie weiter zu charakterisieren.

Ergebnisse: Bisher konnten weitere myofibrillären Proteine identifiziert und ihre Funktion zum Teil beschrieben werden: Titin, Obscurin, Nebulin, MURFS (1–3), Teletonin, Projektin, Myopalladin. Diese Proteine sind direkt an der Myofibrillogenese beteiligt, dienen dabei als molekulares Lineal für die Anordnung von Aktin und Myosin (Strukturfunktion), haben Stabilisierungs-, Elastizitäts- sowie Rückstellfunktionen, sind intrinsische Spannungsmesser (Teletonin) zur Feinregulation und bauen ein dynamisches kontraktiles Netzwerk auf, das je nach Belastungsfunktion unterschiedlich empfindlich eingestellt werden kann (MURFS).

Schlussfolgerung: Über die Funktion des glatten Muskels (Myometrium) ist zur Zeit wenig bekannt. Durch die Kombination molekularbiologischer und biomechanischer Techniken sollten sich neue therapeutische Strategien ableiten lassen.