Klin Monbl Augenheilkd 2004; 221 - V4
DOI: 10.1055/s-2004-828714

Genetische und klinische Ergebnisse bei Diagnose einer Ataxia teleangiectasia (A-T)

S Holak 1, H Holak 1, D Schindler 1, HD Hagen 1, U Loel 1
  • 1Schlosspark-Klinik Berlin/Salzgitter

Hintergrund: Die interdisziplinäre autosomalrezessiv vererbte Erkrankung charakterisiert sich durch: Okulokutane Teleangiektasien, erhöhtes α-Fetoprotein (AFA) und einer erhöhten Bruchrate der Chromosomen. Das zuständige ATM-Gen ist am Chromosom 11 lokalisiert.

Methoden: Genetische Untersuchungen der Bruchrate der Chromosomen, Karyogramme und Untersuchungen des Zellzyklus mit und ohne Bestrahlung wurden an den Univ. Heidelberg und Würzburg durchgeführt. Die Gehirnveränderungen wurden mittels MRT nachgewiesen.

Ergebnisse: Bei einem 35-jährigen Patienten mit typischen konjunktivalen Teleangiektasien, supranuklearen Störungen der Okulomotorik mit horizontalem Blickrichtungsnystagmus, Ataxie, Dysmetrie, Muskelhypotonie mit Intentionstremor und einer typischen Dysarthrie, wurde die klinische Verdachtsdiagnose der A-T gestellt. Im MRT fand sich eine typische Kleinhirnatrophie. Die durchgeführte Chromosomenanalyse zeigte eine deutlich erhöhte Bruchrate und in Karyogrammen zahlreiche Deletionen mit Translokationen. Auch der Wert des AFA (635,4 ng/ml) war deutlich erhöht. Die Zellzyklus-Analyse zeigte in der G-2-Phase nach Bestrahlung eine hohe G2/GF-Ratio (0,319), charakteristisch für Patienten mit A-T. Die anderen Familienmitglieder waren beim autosomalrezessiven Vererbungs-Muster frei von einer klinischen Symptomatik.

Schlussfolgerung: Die Überlebensrate bei A-T-Patienten ist nicht nur durch zahlreiche klinische Symptome, sondern auch durch Infektionen bei Dysgammaglobulinämie, die eine Thymusatrophie begleitet und ein stark erhöhtes Malignomrisiko mit Lymphomentwicklung erheblich reduziert. Entsprechende genetische Untersuchungen sind deswegen von großer Bedeutung.