Klin Monbl Augenheilkd 2004; 221 - R2
DOI: 10.1055/s-2004-828712

Strabismus divergens intermittens und Exophorie – Differentialdiagnose und Therapieprinzipien

M Schittkowski 1
  • 1Universitäts-Augenklinik Rostock

Besteht in der Abweichphase Suppression und nicht Diplopie, handelt es sich um intermittierende Exotropie und nicht um Exophorie. Eine Einteilung des Strabismus divergens intermittens lässt sich nach Burian oder nach Duane je nach Verhältnis von Fern- und Nahschielwinkel vornehmen. Im eigenen Patientengut sind ca. 85% der Patienten mit Außenschielen dieser Gruppe zuzuordnen.

Zu den weiteren sensorischen Besonderheiten gehört die Blendungsempfindlichkeit, die zeitweise zum Zukneifen des abweichenden Auges führt, obwohl keine Diplopie besteht. Dies lädt zur Fehldiagnose Exophorie ein. Je nach Patientenalter und Manifestationstendenz steht die operative Therapie im Vordergrund. Das Konzept von de Decker, d.h. in der Regel beidseitige Internus-Resektion, wird von uns favorisiert.

Bezüglich einer Exophorie ist die sorgfältige Überprüfung der getragenen Brillenkorrektur diagnostisch – und auch therapeutisch – bedeutsam. Außer einer objektiven Refraktionsbestimmung, wobei auch bei Erwachsenen nicht auf Zykloplegie verzichtet werden sollte, umfasst dies einen subjektiven mon- und binokularen Abgleich sowie Überprüfung der Zentrierung der Brillengläser.

Wenn eine Heterotropie ausgeschlossen ist und wenn die Beschwerden auch mit optimaler Brillenkorrektur persistieren, kann unter strenger Indikationsstellung eine Prismenanpassung erfolgen. Zunächst ist immer erst ein Trageversuch anzustreben bevor eine Prismenbrille mit dem schwächsten, gerade noch Bechwerdefreiheit ergebenden Prisma (keine Vollkorrektion des dissoziierend gemessenen Schielwinkels!) ordiniert wird. Wir haben diesbezüglich trotz der induzierten Verneblung mit Prismenfolien überwiegend gute Erfahrungen gemacht. Dies gilt auch für die Suche nach dem optimalen Ausgleich vor operativer Intervention.