Zusammenfassung
Anliegen: Ziel der Studie ist ein Vergleich der Klienten in Einrichtungen der Altentagespflege
mit Heimbewohnern hinsichtlich Pflegebedürftigkeit, demenzieller Störungen, Verhaltensauffälligkeiten
und der Versorgungssituation. Methoden: Im Rahmen einer Querschnittsstudie wurden in 17 teilstationären Alteneinrichtungen
in acht badischen Mittel- und Großstädten alle 257 Klienten einbezogen, die an einem
bestimmten Stichtag versorgt wurden. Diese Klienten wurden verglichen mit einer Stichtagspopulation
aller Bewohner (n = 1387) von 15 zufällig ausgewählten Alten- und Pflegeheimen der
Stadt Mannheim, wobei identische Beurteilungsverfahren durch das qualifizierte Pflegepersonal
verwendet wurden. Ergebnisse: Das Durchschnittsalter in den beiden Gruppen lag bei jeweils etwa 80 Jahren, über
drei Viertel waren Frauen. Die Heimbewohner waren im Vergleich zu den Klienten der
Altentagespflege wesentlich stärker in ihren Alltagsfähigkeiten, vor allem in ihrer
Mobilität, eingeschränkt. Der Anteil mittelschwerer oder schwerer demenzieller Störungen
lag bei den Nutzern der Tagespflege mit 58,6 % in gleicher Höhe wie bei den Heimbewohnern.
Auch depressive Symptome und Verhaltensauffälligkeiten wurden bei einem erheblichen
Anteil der Tagesgäste beobachtet. Während im stationären Bereich Grund- und Behandlungspflege
im Vordergrund stand, spielten in den Tagespflegeeinrichtungen sozialtherapeutische
Maßnahmen eine zentrale Rolle. Schlussfolgerungen: Der hohe Anteil demenzkranker und gleichzeitig mobiler Klienten in Tagespflegeeinrichtungen
spricht dafür, dass besonders für diese Zielgruppe die zumindest zeitweise Entlastung
pflegender Angehöriger von großer Bedeutung ist.
Abstract
Aim: The study aims to compare clients using institutions of geriatric day-care to residents
in homes for the elderly with regard to functional impairment, dementia disorders,
behavior problems and the care situation. Methods: A cross-sectional study of 17 geriatric day-care facilities in eight towns and cities
in Baden examined the data for all 257 clients who received care on a given reference
date. These clients were compared to a reference population drawn from all residents
(N = 1,387) of 15 randomly selected residential and nursing homes in the city of Mannheim,
whereby identical assessment procedures were used by qualified nursing staff. Results: The average age of subjects in both groups was around 80 years, over three-fourths
of whom were women. Home residents were more limited than the clients of geriatric
day-care facilities with regard to their activities of daily living, above all with
regard to their mobility. The percentage of moderate to severe dementia disorders
at 58.6 % was equally high in both groups. In addition, symptoms of depression and
behavior problems were observed among a substantial number of the day-care clients.
While the inpatient sector places greater emphasis on basic care and treatment, day-care
institutions focus primarily on measures of social therapy. Conclusions: The high percentage of demented yet still mobile clients in day-care facilities indicates
the particular importance of this target group when it comes to providing at least
partial stress relief for family care-givers.
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Prof. Dr. Siegfried Weyerer
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit
Postfach 122120
68072 Mannheim
Email: weyerer@zi-mannheim.de