Ziele: Am Beispiel von zwei Fällen mit arteriellen Normvarianten wird die Schlüsselrolle
radiologischer Interventionen in der notfallmedizinischen Versorgung von Blutungen
infolge Beckenfrakturen herausgestellt. Methode: Innerhalb eines Zeitraums von 13 Jahren (1989–2002) wurden unserem Notfallzentrum
94 konsekutive Patienten mit akuter Blutung infolge einer Beckenfraktur zugewiesen.
Sämtliche Patienten wurden retrospektiv analysiert. 41 der 94 Patienten blieben im
Rahmen der konservativen Therapie hämo-dynamisch instabil und wurden notfallmäßig
angiographiert. Die Angiographien und der Verlauf der Patienten wurden analysiert.
Ergebnis: Bei allen 41 der 94 Patienten wurde die Blutungsquelle angiographisch identifiziert.
Bei 35 der 41 Patienten wurde der blutende Ast der Arteria iliaca über einen superselektiven
Zugang embolisiert. Die übrigen 6 Patienten wurden primär operativ versorgt. Bei zwei
der 35 Patienten allerdings persistierte die Blutung nach der Embolisation der A.
iliaca interna. Die Ursache hierfür war eine aberrante A. obturatoria (Corona mortis),
die nur über eine superselektive Angiographie identifiziert werden konnte. Die Blutung
konnte in der gleichen Sitzung über eine superselektive Intervention mit Microcoils
gestoppt werden. Schlussfolgerung: Die arterielle Blutung stellt eine ernste und potentiell lebensgefährliche Komplikation
im Rahmen eines Beckentraumas dar. Eine notfallmäßig durchgeführte Angiographie gefolgt
von einer superselektiven arteriellen Embolisation mittels coaxial applizierter Microcoils
ist der Dreh- und Angelpunkt im Management hämodynamisch instabiler Patienten. An
das Vorhandensein einer aberranten Arteria obturatoria (Corona mortis) sollte gedacht
werden, wenn die Blutung nach der Embolisation der A. iliaca interna oder ihrer Äste
persisitiert. In derart gelagerten Fällen sind die superselektive Angiographie und
Embolisation lebensrettend.
Key words
Beckenfraktur - Corona mortis - superselektive Embolsiation - Microcoils - Angiographie