Rofo 2004; 176 - PO57
DOI: 10.1055/s-2004-828050

Nachweis und Klassifikation von Ursprungs- und Verlaufsanomalien der Koronararterien mit Hilfe der Mehrzeilen-Spiral-CT

R Schmitt 1, S Fröhner 1, O Cherevatyy 1, J Brunn 1, M Wagner 1, H Brunner 1, S Kerber 1
  • 1Herz- und Gefäßklinik Bad Neustadt/Saale, Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie, Bad Neustadt/Saale

Ziele: Kongenitale Anomalien der Koronararterien sind mit einer Prävalenz von unter 1% selten. Ihr Nachweis und die Morphologie wird an einem computertomographisch untersuchten Patienten mit Verdacht auf eine koronare Herzerkrankung vorgestellt. Methode: In einer prospektiven Auswertung von 1248 Herz-CT-Untersuchungen fanden sich 40 Patienten mit Ursprungs- und/oder Verlaufsanomalien der Koronararterien. Die CT erfolgte an 4-Zeilen- (5 Patienten) oder 16-Zeilen-Scannern (35 Patienten) in standardisierter Technik. In 16 Fällen erfolgten Vergleiche zur Katheterangiographie. Ergebnis: In 26 Fällen fanden sich Ursprungs- und Verlaufsanomalien der großen Koronararterien: Mit 10 Fällen am häufigsten betroffen war die RCA mit Ursprüngen aus dem linkskoronaren Sinus und interarteriellem Verlauf. 3 Patienten wiesen LCA-Ursprünge aus der RCA oder dem rechtskoronaren Sinus mit ventralem Verlauf auf. In 7 Fällen fanden sich Anomalien der LCX mit Ursprung aus dem rechtskoronaren Sinus oder der RCA und jeweils dorsalem (retroaortalem) Verlauf. Je 1-mal nahmen ein 1. Marginalast bzw. 3. Diagonalast ihren Ursprung aus der RCA mit ventralem Verlauf. Bei 4 Patienten waren die RCA und LCA als Folge einer Malrotation der Aortenwurzel betroffen. Ausschließliche Ursprungsanomalien wurden 8-mal angetroffen, nämlich 2-mal RCA-Abgänge oberhalb der Sinusebene, 1 Single-coronary-artery-Syndrom sowie 5-mal getrennte LAD- und LCX-Ostien. Bei 2 Patienten wurden eine atypisch verlaufende Konus- bzw. Sinusknotenarterie nachgewiesen. Schließlich wurden 4 Fälle mit Koronararterienfisteln nachgewiesen (3 High-flow- Angiome, 1 Low-flow-Angiom). – In der selektiven Koronarangiographie konnte die Diagnose in 8 der 16 Untersuchungen (50%) definitiv erbracht werden. Schlussfolgerung: Beim Verdacht auf eine Koronararterienanomalie oder zum Ausschluss einer solchen ist die Mehrzeilen-CT die Untersuchungsmethode der Wahl, weil mit ihr die Gefäßcharakterisierung durch die systemische Kontrastmittelankunft im Untersuchungsvolumen zuverlässig gelingt.