Rofo 2004; 176 - VO_4097
DOI: 10.1055/s-2004-827871

Multislice-CT (MSCT) als integrierte Komponente in der Frühphase der Polytraumaversorgung

M Körner 1, KG Kanz 1, U Linsenmaier 1, KJ Pfeifer 1, W Mutschler 1, M Reiser 1
  • 1Klinikum der Universität München, Institut für Klinische Radiologie, München

Ziele: Bei polytraumatisierten Patienten ist die sofortige Erkennung und Behandlung lebensbedrohlicher Verletzungen von größter Bedeutung. Der Einsatz der MSCT in der Frühphase der Versorgung Schwerstverletzter hat großen Einfluss auf die Diagnostik, Entscheidungsfindung und Therapie. Methode: In einer prospektiven Studie wurde der Zeitbedarf für die MSCT bei der Primärdiagnostik von insgesamt 125 Polytraumapatienten im Zeitraum von 05/02 bis 10/03 ermittelt. Die initiale Bildgebung erfolgte durch fokussierte Sonographie (FAST) und Thoraxübersicht. Nach der Sicherung der Vitalfunktionen (z.B. durch Intubation, Thoraxdrainage oder Blutungsstillung) wurde ein Ganzkörper-MSCT (Somatom Volume Zoom, Fa. Siemens) durchgeführt, bestehend aus Schädel-CT (4×1mm Kollimation), Thorax-, Abdomen-CT (4×2,5mm Kollimation, Schichtdicke [SD] 5mm). Bei allen Untersuchungen wurde die Zeit [min] (1.) von der Patientenaufnahme bis zum Ende der CCT, (2.) die Dauer des gesamten Scans und (3.) die Dauer der Erstellung der multiplanaren Rekonstruktionen (MPR) protokolliert. Ergebnis: Die Zeit (1.) von der Ankunft im Schockraum bis zum Ende der CCT betrug im Median 21:12min. (Interquartal Range [IQR] 18:13–27:52), (2.) die Dauer des gesamten CT-Scans inklusive Planung und Kontrastmittelgabe war nach 6:08min. (IQR 4:40–8:27) abgeschlossen. (3.) Die MPR wurden in 5:29min. (IQR 3:26–8:14) berechnet. Die Gewinnung des Rohdatensatzes, die Bildberechnung, die Erstellung der MPR und die Befundung können durch den Einsatz von mehreren Workstations zeitgleich erfolgen. Trotz des frühen Einsatzes der MSCT traten bei keinem Patienten bedrohliche Komplikationen auf. Schlussfolgerung: Die MSCT bei der Polytraumaversorgung kann innerhalb der ersten 30 Minuten nach Eintreffen des Patienten durchgeführt werden. Die Integration der MSCT in den Schockraumalgorithmus bietet exzellente diagnostische Aussagekraft ohne den Patienten durch eine Behandlungsverzögerung zu gefährden.