Rofo 2004; 176 - VO_2105
DOI: 10.1055/s-2004-827580

Verzögerung des Schluckreflexes beim Stress-Trinken: Methode zur Beurteilung der pharyngealen Funktion bei GERD

A Wuttge-Hannig 1, CE Hannig 1
  • 1Gemeinschaftspraxis Dres. Wuttge, München

Ziele: Bei der Refluxerkrankung (GERD) besteht eine häufige Komplikation in Heiserkeit und einer Laryngitis posterior, welche oft mit rezidivierenden Stimmband-Granulomen einhergeht. Neben diesen findet sich eine Vielfalt von Motilitätsstörungen, welche eine Dysphagie oder ein Globusgefühl verursachen können. Der Pathomechanismus einer laryngealen Beteiligung bei Reflux wird noch diskutiert. Methode: Wir untersuchten 1370 Patienten mit GERD, die an einer laryngealen Beteiligung oder an einer Dysphagie litten. Bei der videofluoroskopischen Schluckstudie wurde eine zusätzliche Stress-Test durchgeführt, bei welchem 70 cc verdünnte BaSo4-Suspension in einem Zug getrunken werden mussten. Ergebnis: Wir fanden 3 unterschiedliche Erebnisse: Die 1. Gruppe (22%) konnte den Test nicht ausführen, da nur Trinken in abgesetzten Einzelschlucken möglich war. Bei der 2. Gruppe (9%) war keine Penetration von KM in den Aditus laryngis zu erkennen. Die 3. Gruppe (72%) wies eine Penetration von KM in die Luftwege auf. In 11% hiervon war sogar eine tracheale Aspiration erkennbar. Schlussfolgerung: Eine laryngeale Penentration oder sogar eine Aspiration bei Stress-Test wurde bisher noch nicht in die Vielzahl der pharyngealen oder ösophagealen Motilitätsstörungen im Rahmen von GERD in der literatur beschrieben. Das Ausmaß der Penetration steht im Verhältnis zu den morphologischen und funktionellen laryngealen Veränderungen und könnte eine Erklärung für das reflux-induzierte Asthma darstellen. Der verspätete Abschluss durch die intrinsische Larynxmuskulatur konnte zum Grad der durch eine Druckerhöhung bedingte Öffnungsverspätung am OÖS in Beziehung gebracht werden. Da die Öffungsstörung des OÖS in Relation zu dem Schweregrad des GERD steht, kann der verspätete Abschluss des Aditus laryngis als indirekter Indikator für die klinische Bedeutung der GERD angesehen werden.