Rofo 2004; 176 - RK_209_1
DOI: 10.1055/s-2004-827357

Frühdiagnostik des akuten Schlaganfalls

W Reith 1
  • 1Universitätskliniken des Saarlandes, Abteilung für Neuroradiologie der Radiologischen Klinik, Homburg-Saar

Der akute Schlaganfall ist nach den Herz-Kreislauferkankungen und Krebs die dritthäufigste Todesursache.

Unter dem Begriff „Schlaganfall“ subsummieren sich eine ganze Reihe von Erkrankungen, die alle zu einem plötzlichen fokalen Funktionsausfall des Gehirns führen können. Ursache eines Schlaganfalls ist in ca. 80% der Fälle eine zerebrale Ischämie, in ca. 10–15% der Fälle eine intrazerebrale Blutung, in ca. 2–5% eine Subarachnoidalblutung, seltener ein Tumor oder eine Enzephalitis.

Die Diagnostik eines Schlaganfalls muss rasch nach Auftreten der klinischen Symptome erfolgen. In großen Studien (ECASS, NINDS) konnte nachgewiesen werden, dass eine Therapie mit Thrombolytika innerhalb von 3 Stunden nach Auftreten der klinischen Symptome zu einem signifikant besseren Outcome führte. Zwischen 3 und 6 Stunden war eine Tendenz, aber keine signifikante klinische Besserung mehr nachweisbar. Um bei einer zerebralen Ischämie eine adäquate Therapie einleiten zu können, muss mit Hilfe bildgebender Verfahren eine intrazerebrale Blutung sicher ausgeschlossen werden können.

Mit der CCT gelingt der Nachweis einer Blutung sicher. Neuere Studien zeigten aber, dass auch mit der MRT eine Blutung sicher von einer zerebralen Ischämie unterschieden werden kann.

In der CCT ist das gesamte Ausmaß der zerebralen Ischämie in der therapeutisch relevanten Frühphase nicht sicher abzugrenzen. Es gibt zwar Frühzeichen der Ischämie in der CCT, wie z.B. eine hyperdense A. cerebri media, eine fokale Hypodensität, ein fokales Ödem mit Verstreichen der Mark-/Rindendifferenzierung sowie eine fehlende Abgrenzbarkeit der Capsula interna vom Linsenkern.

Mit der CT-Angiographie können Gefäßverschlüsse, z.B. der A. cerebri media, nachgewiesen werden.

Die CT-Perfusion kann minderperfundierte Hirnareale darstellen.

Die konventionelle MRT mit T1- und T2-gewichteten Sequenzen kann, ähnlich wie die CT, in der Frühphase das ischämische Areal nicht in vollem Umfang darstellen. Dies gelingt mit diffusions- und perfusionsgewichteten MR-Sequenzen. Dabei zeigt die DWI das sogenannte frühe zytotoxische Ödem, während die Perfusion minderperfundierte Areale aufzeigt.

Lernziele:

Mit geeigneten MR-Protokollen (T2*, Diffusion, Perfusion, MR-Angiographie) können in der therapeutisch relevanten Frühphase der Ischämie diffusions- und perfusionsgestörte Areale dargestellt werden und die Indikation zur Thrombolyse gezielter dargestellt werden (Missmatch zwischen Diffusion und Perfusion).