Rofo 2004; 176 - WS_106_2
DOI: 10.1055/s-2004-827272

Radiologische Diagnostik der Erkrankungen der Sehnenscheiden und des Sehnengleitgewebes sowie der Sehnen-bzw. Muskelansätze

C Krestan 1, F Kainberger 1
  • 1Universitätsklinik für Radiodiagnostik, Wien, Österreich

Berufsbedingte repetitive Bewegungen oder länger anhaltende mechanische Belastungen können zu einem „Sehnenüberlastungssyndrom (tendon overuse syndrome[TOS])“ führen. Der Endpunkt dieser meist über Jahre ablaufenden progredienten Faserdegeneration ist vielfach eine Sehnenruptur. Mit der bildgebenden Diagnostik ist es möglich, das jeweilige Stadium dieses Syndroms und den Schweregrad morphologischer Veränderungen zu determinieren. Wir unterscheiden drei Formen der Sehnendegeneration, von denen nur die erstgenannte bei progredienter Überlastung zur Ruptur führt: die Tendinose, die Fibroostose und die Kompressionssyndrome. Nosologisch abzugrenzen von den Tendinosen sind die Insertionstendopathien in der Sehnenansatzzone am Knochen. Ihre degenerative Form sind die Fibroostosen, die nativradiologisch als spornartige Verkalkungen erkennbar sind. Eine dritte Form des degenerativen Sehnenschadens sind Kompressionssyndrome, die eine Kombination aus Faserdegeneration, benachbarter Bursitis und eventuell einem Ödem im darunter gelegenen Knochen darstellen.

Nach funktionellen Schmerzzuständen kommt es zu Tendonvaginitiden, Peritendinitiden oder Bursitiden, bei weiterer Überlastung entstehen durch ischämisch bzw. mechanisch bedingte Kollagenfaserschäden ausgelöste Tendinosen und schließlich die partielle oder komplette Ruptur.

Klinisch relevante Differentialdiagnosen sind Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises und stoffwechselbedingte Sehnenschäden.

Grundsätzlich ist die Sonographie das bildgebende Verfahren der ersten Wahl. In vielen Fällen wird sie mit konventionellen Röntgenaufnahmen zur übersichtlichen Darstellung etwaiger Achsenfehlstellungen (Malalignement) oder Begleitveränderungen benachbarter Strukturen kombiniert. Mit der aufwendigeren MRT werden Sehnen – und Muskelläsionen generell mit höchster Sensitivität und Spezifität nachgewiesen.

Mit hochauflösenden sonographischen und MR-tomographischen Techniken können Veränderungen der Sehnenstruktur, subsummiert unter dem Begriff der interstitiellen Tendinose, detailliert analysiert werden. Regionale und individuelle Spezifikationen dieses Krankheitsgeschehens sind an anatomisch prädisponierten Stellen, den „kritischen Zonen“, und zu Zeiten besonderer Anfälligkeit, den „vulnerablen Phasen“ zu erwarten.

Lernziele:

Sehnenüberlastungssyndrom – interstitielle Tendinosen – Fibroostosen –Kompressionssyndrome – Sonographie – MRT