Z Gastroenterol 2004; 42 - 12
DOI: 10.1055/s-2004-826914

Einfluss der Therapie mit pegyliertem Interferon-α auf die Thrombozytenfunktion und von Willebrand Faktor Freisetzung bei Patienten mit chronischer Hepatitis C

M Homoncik 1, E Formann 1, P Ferenci 1, A Ferlitsch 1, B Jilma 2, A Gangl 1, S Panzer 3, M Peck-Radosavljevic 1
  • 1Univ. Klinik für Innere Medizin IV, Abteilung für Gastroneterologie und Hepatologie
  • 2Univ. Klinik für Klinische Pharmakologie
  • 3Abteilung für Blutgruppenserologie, Medizinische Universität Wien.

Einleitung: Die Kombination von pegyliertem Interferon-Alpha und Ribavirin gilt als Standardtherapie zur Behandlung der chronischen Hepatitis C, ist aber sehr häufig mit beträchtlichen Nebenwirkungen verbunden. Interferon induzierte Thrombozytopenie kann zum therapielimitierenden Faktor werden. Die numerische Aberration der Thrombozyten hat keine Aussagekraft über die Funktion der Blutplättchen. Diese Funktion ist aber entscheidend für das Vorliegen einer hämorrhagischen Diathese. Ziel dieser Studie war daher, die Thrombozytenfunktion unter Interferontherapie zu untersuchen, da diese eine wichtige Entscheidungshilfe über Fortführung oder Abbruch einer solchen Therapie bei Patienten mit Thrombozytopenie sein kann.

Methodik: 41 Patienten mit chronischer Hepatitis C (24 Männer, 17 Frauen, alle Genotyp 1, Fibrosestadien: 1: n=3; 2: n=20; 3: n=4; 4: n=14) bekamen eine einmalige Dosis von 9 MU IFN-α2a, und anschließend wöchentlich 180µg von pegyliertem IFN-α2a (Pegasys®) für 48 Wochen. Thrombozytenzahl, Thrombozytenfunktion (gemessen mittels Plättchenfunktionsanalysegerät PFA-100) und von Willebrand Faktor Antigen (vWF) Spiegel in Plasma wurden 48 Wochen lang, alle 4 bis 12 Wochen gemessen.

Ergebnisse: 24 Stunden nach der ersten IFN-α2a Gabe fiel die Thrombozytenzahl um 13% ab, Thrombozytenfunktion und vWF sind um 16% bzw. 31% gestiegen (p<0.01). Während der 48-wöchigen Therapie fiel die Thrombozytenzahl um 31% ab, der vWF ist um 61% gestiegen und die Thrombozytenfunktion veränderte sich nicht. Bei Patienten mit Fibrosestadien 1–3 kam es zu einer kontinuierlichen Erhöhung des vWF ohne Veränderung der Thrombozytenfunktion. Im Gegensatz dazu war bei Patienten mit Hepatitis C induzierter Leberzirrhose der von Willebrand Faktor bereits vor der Therapie erhöht und stieg unter der Therapie nicht weiter an, während sich die Thrombozytenfunktion deutlich verschlechterte.

Diskussion: Eine einmalige Dosis von interferon-α vermindert die Thrombozytenzahl, verbessert aber die Thrombozytenfunktion, möglicherweise durch die von Willebrand Faktor Freisetzung. Die Langzeittherapie hat aufgrund der von Willebrand Faktor Erhöhung bei nicht zirrhotischen Patienten trotz Verminderung der Thrombozytenzahl keinen Einfluss auf die Thrombozytenfunktion. Diese Kompensation der Thrombozytopenie durch von Willebrand Faktor Erhöhung tritt bei Patienten mit Zirrhose nicht auf.