Z Gastroenterol 2004; 42 - 8
DOI: 10.1055/s-2004-826910

Koloskopie: In der Routine bleiben zahlreiche neoplastische Läsionen im Colon unentdeckt! Verbesserung der Untersuchungstechnik ist dringend erforderlich

J Hammer 1
  • 1Universitätsklinik für Innere Medizin 4, AKH Wien

Seit nunmehr 6 Jahren ist bekannt, dass nicht nur in Japan, sondern auch in der westlichen Welt flache Colonadenome häufig und für die Karzinomentstehung relevant sind. In der Routine hat man jedoch den Eindruck, dass flache Adenome nach wie vor selten gefunden werden, und Gespräche mit zahlreichen österreichischen Endoskopikern bestätigen diesen Eindruck. Hypothese: In der Routine werden viel zu wenige neoplastische Läsionen entdeckt. Ziel: 1) Ermittlung der Zahl der Colonläsionen (polypös und flach), die in einem Patientenkollektiv (n=48), das mittels japanischer Technik untersucht wurde, gefunden werden kann. 2) Vergleich der Ergebnisse mit einem Kollektiv, das aus dem Pool der im Jahr 2003 an unserer Abteilung von Gastroenterologen durchgeführten Endoskopien ausgewählt wurde. Methodik: Nested case control-Studie, Verhältnis Fall: Kontrollen=1:2. Patienten (n=48, 30 m, 18 w), die zur Durchuntersuchung, Kontrolle nach (vollständiger) Polypektomie und Obstipation oder Schmerz zugewiesen wurden, wurden nach japanischer Technik (Suche nach minimalen Mukosa-Auffälligkeiten) untersucht, alle Läsionen wurden abgetragen. Das Kontrollkollektiv wurde nach dem Zufallsprinzip, gematched bezüglich Alter, Geschlecht und Indikation zur Koloskopie, ausgewählt. Ergebnisse: Indikation zur Koloskopie waren Durchuntersuchung (n=30), Ko nach Polypektomie (n=13) und ‘Andere’ (n=5). In der Studiengruppe wurden durchschnittlich 2,25 Läsionen gefunden, in der Kontrollgruppe 0.76 (P<0.001). Von den 108 Läsionen waren 40 im proximalen und 68 im distalen Colon. 58 Läsionen waren Epithelhyperplasien, 49 waren Adenome (1×entzündlich). Schlussfolgerung: Eine Verbesserung der Polypausbeute um mehr als das 3-fache im Vergleich zur derzeit durchgeführten Routinekoloskopie ist möglich. Die Verbesserung der Untersuchungstechnik sollte in Österreich oberste Priorität in der Koloskopieausbildung haben. Die Möglichkeiten der Koloskopie für das Karzinomscreening werden derzeit ungenügend genützt.