Z Gastroenterol 2004; 42 - 36
DOI: 10.1055/s-2004-826902

Prävalenz der bi-genischen Hämochromatose in Westösterreich

H Zoller 1, A Janecke 2, G Egg 1, B Wimmer 1, I Graziadei 1, W Vogel 1
  • 1Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie
  • 2Institut für Humangenetik, Medizinische Universität Innsbruck

Hintergrund: Die Hereditäre Hämochromatose (HH) ist eine Multisystemerkrankung mit Fe-Ablagerung in parenchymatösen Organen. Obwohl die Homozygotie für den C282Y Polymorphismus im HFE Gen ein identifizierter genetischer Risikofaktor für eine HH ist, basiert die Diagnose auf klinischen Parametern. Dies resultiert aus der Beobachtung, dass die Penetranz des C282Y/C282Y Genotyps bei etwa 25% liegt und dass bis zu 30% der Patienten mit der klinischen Diagnose keinen typischen HFE Genotyp haben (C282Y homozygot oder compound heterozygot). HAMP-1 wurde als modifizierendes Gen identifiziert. Mutationen wurden gehäuft bei C282Y heterozygoten Patienten mit Fe-Überladung in Wales und der Bretagne gefunden.

Fragestellung: Bedeutung dieses „Modifier-Gens“ als Risikofaktor für die klinische Manifestation einer Fe-Überladung in Westösterreich.

Patienten und Methodik: Bei 297 von 499 Patienten, die von 1/03 bis 12/03 an unser Labor zur HFE Genotypisierung zugewiesen wurden, konnten Serum-Fe-Parameter und alle klinisch relevanten Befunde erhoben werden. Bei 205/297 fanden sich pathologisch erhöhte Serum-Fe-Parameter ohne klinisches Korrelat im Sinne einer sekundären Ursache für eine Hyperferritinämie. Bei insgesamt 189 Patienten wurden Exon 1–3 des HAMP-1 Genes mittels PCR amplifiziert und auf Mutationen mittels D-HPLC (WAVE System) untersucht.

Ergebnisse: Mittels D-HPLC konnte eine „stille“ Mutation T84T (252G→A) bei einem Patienten mit Ferritin 663µg/L und Transferrinsättigung 53% identifiziert werden. Dieser Basenaustauch konnte durch ein abnormes Elutionsprofil bei der D-HPLC aufgegriffen und mittels Sequenzierung identifiziert werden. Bei allen übrigen Patienten und Kontrollpersonen zeigte sich ein normales Elutionsprofil bei der D-HPLC, so dass heterozygote Mutationen im HAMP-1 Gen als „genetischer Modifier“ in Westösterreich in der untersuchten Patientenpopulation ausgeschlossen werden konnten.

Schlussfolgerung: In der untersuchten Population konnten keine Mutationen im HAMP-1 Gen gefunden werden. Eine compound Heterozygotie für HFE und HAMP1 Mutationen als bigenische Hämochromatose spielt bei unseren Patienten somit eine deutlich geringere Rolle spielt, als in der Bretagne und in Wales. Die niedrige Prävalenz heterozygoter Mutationen im HAMP-1 impliziert, dass auch homozygote Mutationen in diesem Gen, die mit einer Juvenilen Hämochromatose (HFE2B) assoziiert sind, sehr selten sind. Dies erklärt auch das seltene Vorkommen der Juvenilen Hämochromatose in unserer Population.