ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2004; 113(4): 121
DOI: 10.1055/s-2004-825640
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

SMS & Co.

Cornelia Gins
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Publication Date:
04 May 2004 (online)

Es ist nicht zu glauben, die SMS ist 10 Jahre alt geworden. 1994 auf der Cebit vorgestellt, ist sie zu einem nicht mehr wegzudenkenden Kommunikationsmittel unserer Gesellschaft geworden. Ob an der Bushaltestelle, im Restaurant oder beim Spazierengehen - überall sind Menschen, welchen Alters auch immer, in ihre kleinen elektronischen Begleiter vertieft und sms'en was das Zeug hält. Das mobile Kommunizieren bestimmt unser gesellschaftliches Miteinander. Ein Leben in Rufbereitschaft hat Reize, dem sich kaum einer mehr entziehen kann.

Allerdings lagen Segen und Fluch einer Technik auch noch nie so dicht nebeneinander wie beim Mobiltelefon. Das wirklich revolutionierende an dieser Entwicklung ist, dass Menschen überall auf der Welt zu jeder (!) Zeit gleich einer Fernbedienung herbeigezaubert werden können. Und die Hersteller der Geräte werden nicht müde, immer mehr Funktion in die kleinen Winzlinge hineinzupressen. Neben Telefonieren sind nun seit längerem auch Fotos möglich. Erstmals wurden im letzten Jahr mehr Fotohandys als Digitalkameras verkauft.

Und die nächste Funktion, der Einbau eines GPS-Chips, ist fast marktreif. Damit hält die Satellitennavigation auch in das Handy Einzug. Muss bis dato noch mühsam verbal erklärt werden, dass man sich gerade an der Wursttheke im Supermarkt aufhält, ist die Ortung durch GPS ganz einfach. Sicherlich wird nicht jeder diesen Vorteil erstrebenswert finden. Die Unsichtbarkeit wird also zum Privileg werden. Auch Handys mit TV-Empfang sind bereits in der Erprobung. Die Japaner sind mal wieder auf dem Vormarsch, der Wettlauf um die mobile Glotze hat begonnen. Mit interaktiven TV-Programmen wie Teleshopping sollen die mobilen Fernseher vor allem die Jungen begeistern. Sie sind ohnehin die erste Generation, die ihre Jugend mit dem Telefon in der Hand bewältigt.

Die Digitalisierung ist aus den Lebensbereichen nicht mehr wegzudenken. Wer in seiner Praxis beispielsweise „nur” einen Computer stehen hat, um diesen zur Erleichterung der Abrechnung zu nutzen, hat die Entwicklung verschlafen. Nachdem digitale Kamera und Röntgen inzwischen mehr oder weniger als Standardzubehör gelten, stehen für die Zukunft noch ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung, sofern sich die Industrie endlich auf einheitliche Schnittstellen einigen könnte. Zwar noch nicht überall Usus, können aber jetzt schon Patienten per E-Mail oder SMS nicht nur an ihren Termin erinnert, sondern auch auf den Punkt einbestellt werden. Wartezimmer sind leer, Bunte und Stern werden nur noch beim Friseur gelesen.

Technische Entwicklungen werden immer schneller. Es ist vieles nicht mehr vorstellbar, was doch eigentlich noch gar nicht so lange her scheint. Die Generation, die jetzt mitten im Leben steht, ist aufgewachsen ohne 64 Fernsehkanäle, Computer mit Internet-Chatrooms,

Videospiele und Playstations. Man war froh, dass man einen Schwarz-Weiß-Fernseher mit 2 Programmen hatte. Die Wissenschaft ist dabei, die sozialen Auswirkungen der neuen Kommunikationsmöglichkeiten auf die Gesellschaft zu untersuchen. Jedermann ist zwar heute zu jeder Zeit überall erreichbar, aber ob die wirkliche Kommunikation dadurch auch besser geworden ist - quod erat demonstrandum.

Dr. med. dent. Cornelia Gins

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