Gesundheitswesen 2004; 66 - 25
DOI: 10.1055/s-2004-825166

Aufbau einer kommunalen Pflegeberichterstattung: Stand, Perspektiven, Probleme

HJ Boschek 1
  • 1Kreisgesundheitsamt Ennepe-Ruhr, Schwelm

Ziele: Ca. 2,5% der bundesdeutschen Bevölkerung sind pflegebedürftig. Eine gute Versorgung erfordert auf kommunaler Ebene eine effektive Kooperation zwischen Pflegeeinrichtungen, ambulanten Diensten, Kliniken und Vertragsärzten sowie Pflegekassen auf der Grundlage möglichst gesicherter Daten zur Versorgungsqualität.

Methodik: Die Basisdaten über die Zahl der Pflegeheime und der ambulanten Pflegedienste inklusive Personalausstattung werden über die Heimaufsicht und Pflegekassen erfasst. Stichprobenuntersuchungen zur Häufigkeit von Dekubitus, medikamentöser und pflegerischer Versorgung wurden durchgeführt. Pflegepersonal und Vertragsärzte wurden zu Problemen in der Kooperation befragt. Mittlerweile ist auf freiwilliger Basis ein umfassendes Meldesystem über pflegerelevante Daten in Pflegeheimen implementiert.

Ergebnisse: Die Dekubitusprävalenz in Pflegeheimen beträgt 2% (Grad II und höher). Die Risikofaktoren Inkontinenz (90%), Blasenkatheter (33%), Unterernährung (44%) und PEG (10%) sind häufig. Der Dekubitus bei Pflegeheimbewohnern entstand in 60% der Fälle in der Einrichtung selber, zu 25% in einer Klinik, der Rest während ambulanter bzw. Familienpflege. Auffallend war der hohe Anteil von Bewohnern mit einer Psychopharmakatherapie (50%) und Probleme in der Dokumentation, der Wund- und der Schmerztherapie. Es ergaben sich weiter Hinweise auf Defizite in der Pflegeorganisation und in der Zusammenarbeit der Heime mit Pflegekassen und Vertragsärzten.

Diskussion: Die pflegerische und ärztliche Versorgung pflegebedürftiger Menschen ist eine komplexe soziale Aufgabe mit wachsender Bedeutung. Die Entwicklung einer kommunalen Pflegeberichterstattung liefert die Basis für die Diskussion integrativer Versorgungskonzepte wie die Koordination der Dekubitusversorgung durch Pflegefachkräfte, die bessere Einbeziehung von Fachärzten (Problemfelder Depression und Demenz, Gebissstatus, Seh- und Hörhilfen, Wundversorgung). Sie eröffnet den Ausblick auf Qualitätsprobleme in der ambulanten und Familienpflege, auf die Versorgung spezieller Gruppen wie Migranten.