Gesundheitswesen 2004; 66 - 33
DOI: 10.1055/s-2004-825074

Screening des Entwicklungsstandes (S-ENS) – ein Verfahren zur Erfassung von Entwicklungsstörungen im Rahmen der Einschulungsuntersuchung

I Dietmair 1, K Simon 1
  • 1Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst NRW, Bielefeld

Nicht nur die körperliche Belastbarkeit sondern auch der Entwicklungsstand in schulrelevanten Entwicklungsbereichen bedingen den Schulerfolg. Das über Nordrhein-Westfalen hinaus bekannte „Bielefelder Modell“ zur Durchführung und Dokumentation der schulärztlichen Untersuchung berücksichtigt den Bereich der Diagnostik von Entwicklungsstörungen bisher nur unzureichend. Vor diesem Hintergrund wurde vor einigen Jahren ein Projekt initiiert, das zum Ziel hat, ein standardisiertes und validiertes Screening zur Erfassung von Entwicklungsstörungen bei der Schuleingangsuntersuchung zu entwickeln.

Das Untersuchungsverfahren S-ENS kommt ab Herbst 2003 in Nordrhein-Westfalen zum Einsatz und wird im Rahmen dieses Beitrags vorgestellt.

Ausgangspunkt der Entwicklung von S-ENS ist das sogenannte ABK-Screening, das von einer Arbeitsgruppe der Gesundheitsämter der Städte Aachen, Bonn und Köln entwickelt und im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung eingesetzt wurde. Im Auftrag des Landesinstituts für den Öffentlichen Gesundheitsdienst NRW (lögd) wurde dieses Verfahren – unter Einbeziehung einer Gruppe engagierter Gesundheitsämter NRWs – von einer Forschergruppe an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität zu Köln weiterentwickelt, auf Validität geprüft und entsprechend modifiziert. Das modifizierte Verfahren wurde im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen 2002 und 2003 in verschiedenen Kommunen NRWs unter realen Bedingungen der Schuleingangsuntersuchung erprobt und normiert.

Präsentiert wir das S-ENS-Screening mit seinen Merkmalsbereichen:

  • Körperkoordination

  • Visuomotorik

  • Visuelle Wahrnehmung und Informationsverarbeitung

  • Sprachkompetenz und auditive Informationsverarbeitung sowie Artikulation

Dargestellt werden die Erweiterungsmöglichkeiten, die S-ENS für das „Bielefelder Modell“ bietet. Mit dem Einsatz von S-ENS in NRW ist die Voraussetzung geschaffen für valide und zuverlässige epidemiologische Analysen in den verschiedenen Merkmalsbereichen des Screenings. Die sich daraus ergebenden Chancen für die Gesundheitsberichterstattung und Gesundheitsplanung werden diskutiert.