Gesundheitswesen 2004; 66 - 32
DOI: 10.1055/s-2004-825073

Adipositasprävalenz: Entwicklung und begünstigende Faktoren bei Schulanfängern 1993–2002

E Bruns-Philipps 1, J Dreesmann 1
  • 1Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, Hannover

Übergewicht im Kindes- und Erwachsenenalter nimmt weltweit in alarmierendem Ausmaß zu und wird inzwischen als globale Epidemie angesehen. Da Adipositas und Fehlernährung im Kindesalter eine wichtige risikomodifizierende Größe für den Ausprägungsgrad und die Folgeerkrankungen im Erwachsenenalter sind, kommt der Prävalenzanalyse eine wesentliche Bedeutung zu, um den Bedarf und Eingriffsmöglichkeiten frühzeitiger Präventionsansätze festzustellen.

Datenbasis sind die Schuleingangsuntersuchungen der Kinder- und Jugendärztlichen Dienste des niedersächsischen Regierungsbezirks Weser-Ems der Jahre 1993–2002.

In die Analyse gehen nur die Kreise/kreisfreien Städte ein, die definierte Qualitätskriterien erfüllen, es wurden die Daten von 224.615 Kindern (115783 Jungen und 108832 Mädchen) ausgewertet.

Für die Definition von Übergewicht und Adipositas wurden die alters- und geschlechtsspezifischen 90. bzw. 97. Perzentilen gemäß Kromeyer-Hauschild et al. 2001 herangezogen (von der AGA empfohlenen Perzentilenwerte für in Deutschland lebende Kinder und Jugendliche).

Die Prävalenz von Adipositas und Übergewicht bei Schulanfängern hat in dem ausgewerteten Zeitraum signifikant zugenommen, bei Kindern ausländischer Herkunft stärker als bei Kindern deutscher Herkunft, am stärksten bei den Mädchen ausländischer Herkunft. Signifikanter sozialer Einflussfaktor ist die Berufsausbildung der Eltern. Die Berufstätigkeit der Mutter zeigte keinen Einfluss, demgegenüber war bei Vätern ohne Berufstätigkeit die Prävalenz übergewichtiger Mädchen signifikant erhöht.

Kinder, die an der U8/U9 teilgenommen haben, sind seltener adipös bzw. übergewichtig, dieser Unterschied ist jedoch nicht mehr signifikant, wenn für die Berufsausbildung der Mutter kontrolliert wird. Weder für die Dauer des Kindergartenbesuchs noch für die Geschwisterreihenfolge konnte ein signifikanter Einfluss gezeigt werden.

Sind die Kinder übergewichtig, so weisen sie signifikant häufiger Befunde im Bereich der Grobmotorik und Körperkoordination sowie im Bereich der Haltungsschwäche auf.