Einleitung: Diabetiker, die infolge cerebraler Durchblutungsstörungen eine enterale Ernährung
benötigen, sind häufig schwer einstellbar. Verantwortlich hierfür sind insbesondere
interkurrente, entzündliche Erkrankungen mit vermehrter Ausschüttung von „Stresshormonen“
und erhöhtem Insulinbedarf, Bewegungsmangel und Ernährungsprobleme. Eine erste prospektive
Pilotstudie zeigte eine Verbesserung der Stoffwechselsituation unter Kurzzeittherapie
mit einer neuen modifizierten Sondennahrung (Kohlenhydrate 37%, Fett 45%, davon einfach
ungesättigte Fettsäuren 32%, Diben®, Fresenius Kabi). Zur Überprüfung der metabolischen
Wirkung einer Langzeitbehandlung im Vergleich zu einer Nahrung vom Typ der Standardsondennahrung
wurde bei Patienten mit cerebral bedingter Schluckstörung und Typ 2 Diabetes eine
prospektive, randomisierte, kontrollierte, doppel-blinde, zweistufige Multicenterstudie
geplant.
Methode: Insulinbehandelte Typ 2 Diabetiker (HbA1C ≥ 7,0% und/oder Nüchternblutzucker >6,66mmol/l) mit Indikation zu einer Sondenernährung
für ca. 3 Monate erhielten 27kcal/kg KG/Tag (max. 2025kcal) in Form von Diben (Testgruppe)
oder einer isoenergetischen, isonitrogenen Sondennahrung (Kontrollgruppe) über bis
zu 84 Tage. Neben anderen Variablen wurden täglich der Insulinbedarf und die Blutglucosekonzentrationen
(nüchtern) sowie HbA1C an den Tagen 0, 28, 56, und 84 überprüft.
Ergebnisse: 78 Patienten (je 39 in beiden Gruppen) wurden in Stufe 1 der Studie eingeschlossen
(Medianwerte: Lebensalter 71, BMI 25,6 (Testgruppe) vs. 72 und 26,5 (Kontrollgruppe)).
Folgende Ausgangswerte und Differenzen wurden nach 12 Wochen gemessen (Test- vs. Kontrollgruppe):
Basiswert Insulin (E/Tag) 38,7 vs. 44,0, Differenz –6,0 vs. 0,0 (p=0,0024); Basiswert
Blutglucose nüchtern (mmol/l) 7,94 vs. 8,77, Differenz –1,59 vs. –0,08 (p=0,0068);
Basiswert HbA1C (%) 7,7 vs. 7,4, Differenz –0,8 vs. 0,0 (p=0,0016). Schwere Hypoglykämien traten in
beiden Testreihen nicht auf, beide Sondennahrungen waren gut verträglich.
Schlussfolgerung: Bei langfristiger enteraler Ernährung ergab sich im Vergleich zur Standardsondennahrung
zugunsten der neuen bilanzierten Diät ein signifikanter Unterschied hinsichtlich der
Reduktion von Insulinbedarf, Nüchternblutzucker und HbA1C. Trotz eines geringeren täglichen Insulinbedarfs ermöglichte die Spezialnahrung in
Stufe 1 der Studie eine bessere Diabeteseinstellung als die Standardnahrung.