Aktuelle Ernährungsmedizin 2004; 29 - P3_12
DOI: 10.1055/s-2004-824976

Enterale Langzeiternährung und Stoffwechselkontrolle bei Diabetes mellitus Typ 2 mit einer neuen fettmodifizierten Spezialnahrung im Vergleich zu einer herkömmlichen Sondenkost

P Mayr 1, M Mertl-Roetzer 2, F Lauster 2, M Pohl 3, M Lerch 4, M Haslbeck 5, J Eriksen 6, JC Vester 7
  • 1Diben-Studiengruppe, Stockach
  • 2Diben-Studiengruppe, Bad Aibling
  • 3Diben-Studiengruppe, Kreischa
  • 4Diben-Studiengruppe, Magdeburg
  • 5Diben-Studiengruppe, München
  • 6Diben-Studiengruppe, Herning, DK
  • 7Diben-Studiengruppe, idv Gauting

Einleitung: Diabetiker, die infolge cerebraler Durchblutungsstörungen eine enterale Ernährung benötigen, sind häufig schwer einstellbar. Verantwortlich hierfür sind insbesondere interkurrente, entzündliche Erkrankungen mit vermehrter Ausschüttung von „Stresshormonen“ und erhöhtem Insulinbedarf, Bewegungsmangel und Ernährungsprobleme. Eine erste prospektive Pilotstudie zeigte eine Verbesserung der Stoffwechselsituation unter Kurzzeittherapie mit einer neuen modifizierten Sondennahrung (Kohlenhydrate 37%, Fett 45%, davon einfach ungesättigte Fettsäuren 32%, Diben®, Fresenius Kabi). Zur Überprüfung der metabolischen Wirkung einer Langzeitbehandlung im Vergleich zu einer Nahrung vom Typ der Standardsondennahrung wurde bei Patienten mit cerebral bedingter Schluckstörung und Typ 2 Diabetes eine prospektive, randomisierte, kontrollierte, doppel-blinde, zweistufige Multicenterstudie geplant.

Methode: Insulinbehandelte Typ 2 Diabetiker (HbA1C ≥ 7,0% und/oder Nüchternblutzucker >6,66mmol/l) mit Indikation zu einer Sondenernährung für ca. 3 Monate erhielten 27kcal/kg KG/Tag (max. 2025kcal) in Form von Diben (Testgruppe) oder einer isoenergetischen, isonitrogenen Sondennahrung (Kontrollgruppe) über bis zu 84 Tage. Neben anderen Variablen wurden täglich der Insulinbedarf und die Blutglucosekonzentrationen (nüchtern) sowie HbA1C an den Tagen 0, 28, 56, und 84 überprüft.

Ergebnisse: 78 Patienten (je 39 in beiden Gruppen) wurden in Stufe 1 der Studie eingeschlossen (Medianwerte: Lebensalter 71, BMI 25,6 (Testgruppe) vs. 72 und 26,5 (Kontrollgruppe)). Folgende Ausgangswerte und Differenzen wurden nach 12 Wochen gemessen (Test- vs. Kontrollgruppe): Basiswert Insulin (E/Tag) 38,7 vs. 44,0, Differenz –6,0 vs. 0,0 (p=0,0024); Basiswert Blutglucose nüchtern (mmol/l) 7,94 vs. 8,77, Differenz –1,59 vs. –0,08 (p=0,0068); Basiswert HbA1C (%) 7,7 vs. 7,4, Differenz –0,8 vs. 0,0 (p=0,0016). Schwere Hypoglykämien traten in beiden Testreihen nicht auf, beide Sondennahrungen waren gut verträglich.

Schlussfolgerung: Bei langfristiger enteraler Ernährung ergab sich im Vergleich zur Standardsondennahrung zugunsten der neuen bilanzierten Diät ein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Reduktion von Insulinbedarf, Nüchternblutzucker und HbA1C. Trotz eines geringeren täglichen Insulinbedarfs ermöglichte die Spezialnahrung in Stufe 1 der Studie eine bessere Diabeteseinstellung als die Standardnahrung.