Aktuelle Ernährungsmedizin 2004; 29 - P3_9
DOI: 10.1055/s-2004-824973

Ernährungszustand und Mundgesundheit bei Patienten mit Osteoporose

T Schütz 1, C Christoforou 2, E Paulisch 2, H Lochs 1, KP Lange 2
  • 1Medizinische Klinik Gastroenterologie, CCM, Charité Universitätsmedizin Berlin
  • 2Zentrum für Zahnmedizin, CVK, Charité Universitätsmedizin Berlin

Einleitung: Mangelernährung kann zur Entstehung von Osteoporose (OS) und Frakturen beitragen. Über Zahnfrakturen ist hingegen wenig bekannt. Ziel dieser interdisziplinären Arbeit ist es, mögliche Zusammenhänge zwischen Osteoporose und Mundgesundheit unter Berücksichtigung von Ernährungszustand und Alter aufzuzeigen und insbesondere die Ursache von Zahnfrakturen und Zahnverlust zu untersuchen.

Methode: Bei 26 Patienten mit gesicherter OS (16w, 10m, 60,3±8,1 Jahre) und 46 Kontrollpersonen (K: 33w, 13m, 54,9±5,4 Jahre) wurden der Ernährungszustand mit Bioelektrischer Impedanz Analyse und Subjektive Global Assessment erfasst. Die Energie- und Nährstoffzufuhr wurde mit einem Drei-Tage-Ernährungsprotokoll erhoben. Außerdem wurden die Mundgesundheit mittels Approximal-Plaque-Index und Papillen-Blutungs-Index, die Kariesprävalenz (DMFT-Index), sowie der Funktionswert des Lückengebisses (Eichner-Klassifikation) beurteilt und eine Zahnfrakturanamnese erhoben.

Ergebnisse: Bei OS-Patienten lag im Vergleich zu K eine Erhöhung der Zahnfrakturquote (OS: 42,3% vs. K: 9,1%; p<0.001), des Zahnverlustes (OS: Eichner-Gr.B1-C3: 53,8% vs. K: Eichner-Gr.B1-C3: 19,6%; p<0,003), der Kariesprävalenz (DMFT-Index: OS: 20,0±5,8; K: 15,91±4,5 vs. p<0,002) und der Parodontitismorbidität (OS: 100% vs. K: 81% p<0,05) vor. Weibliche und männliche OS-Patienten wiesen eine signifikant geringere BCM auf als K (OS-w: 21,2±3,9kg vs. K-w: 24,1±3,4kg; p<0,05; OS-m: 32,17±3,9kg vs. K-m: 38,9±5kg; p<0,003). Der Phasenwinkel war negativ mit dem Zahnverlust korreliert (r=–0,32, p<0,008). Energie-, Vit.D-, Vit.K- und Calciumzufuhr unterschieden sich nicht. Bei OS-Patienten war der Alkoholanteil an der Energiezufuhr deutlich niedriger (OS: 2,2%±3,3 vs. K: 4,8%±5,3; p<0,032) und die Disaccharidzufuhr höher (OS: 71,2±30,1g vs. K: 52,8±30,1g; p<0,011).

Schlussfolgerung: Bei Patienten mit Osteoporose sind Ernährungszustand und Mundgesundheit beeinträchtigt. Der Ernährungszustand von Frauen mit Osteoporose korreliert negativ mit dem Zahnverlust. Es sind weitere Untersuchungen notwendig, um diese Ergebnisse in präventive Diagnostik und therapeutische Maßnahmen umzusetzen.