Aktuelle Ernährungsmedizin 2004; 29 - V10
DOI: 10.1055/s-2004-824926

Erfassung einer Mangelernährung mittels Subjective Global Assessment: Methodenvergleich

T Schütz 1, M Pirlich 1, K Norman 1, T Benesch 2, M Kapitan 2, H Lochs 1
  • 1Charité Universitätsmedizin Berlin, Gastroenterologie, Campus Charité Mitte, Berlin, Deutschland
  • 2Institut für Medizinische Statistik, Medizinische Universität Wien, Österreich

Einleitung: Die Erfassung einer Mangelernährung ist wegen ihrer prognostischen Bedeutung essentiell. Dafür werden verschiedene Einzelmethoden verwendet, die jeweils verschiedene Aspekte des Ernährungszustandes erfassen. Ziel der Untersuchung war, anthropometrische Messgrößen sowie Albumin und NRI hinsichtlich Sensitivität und Spezifität mit dem Subjective Global Assessment (SGA) zu vergleichen.

Methode: Bei 1786 Patienten wurde im Rahmen des Netzwerk Mangelernährung der DGEM (12 Zentren, 6 Fachdisziplinen) bei Krankenhausaufnahme der Ernährungszustand mit verschiedenen Methoden erfasst: Body Mass Index (BMI), Gewichtsverlust, Anthropometrie (AMA: Arm-Muskel-Fläche; AFA: Arm-Fett-Fläche), Serum-Albumin und Nutritional Risk Index (NRI). Der SGA (SGA B+C; Detsky, 1987) wurde als Goldstandard verwendet, da in mehreren Studien die Validität zur Erfassung des Mangelernährungs-bedingten Risikos für ein schlechteres Outcome belegt ist.

Ergebnisse: Nach dem SGA (SGA B+C) waren 460 / 1786 (25,8%) der Patienten mangelernährt. Verglichen mit dem SGA liegt die Sensitivität der verschiedenen Parameter zwischen 14,6% und 63,4%, die Spezifität zwischen 86,3% und 99,4%.

Sensitivität

Spezifität

BMI <18,5kg/m2

14,6%

99,4%

Gewichtsverl. >10%

43,6%

96,7%

AMA <10. Perzentile

27,7%

95,2%

AFA <10. Perzentile

43,8%

92,4%

Albumin <3,5g/dl

36,2%

92,3%

NRI <97,5

63,4%

86,3%

Schlussfolgerung: Bezogen auf den SGA zeigen einzelne Parameter wie anthropometrische Größen oder Albumin eine unbefriedigende Sensitivität. Offensichtlich ermöglicht der SGA, der sowohl auf Anamnese (u.a. Gewichtsverlust, eingeschränkte Nahrungszufuhr) als auch auf einer körperlichen Untersuchung beruht, eine umfassendere Beschreibung des Mangelernährungs-Risikos. Aufgrund der hohen Prävalenz sollte die Bestimmung des Ernährungszustandes Bestandteil jeder ärztlichen Untersuchung sein.